Dies alles verlangt zwingend eine den verän­derten Bedingungen angepasste waldbauliche Konzeption, die wir als naturnahe Waldwirt­schaft bezeichnen. Multifunktional sollen die Ziele sein, damit alle Waldfunktionen optimal erfüllt werden können. Undnaturnah soll der Wald behandelt werden, damit die natürlichen Abläufe des Waldwachs­tums verstärkt in den Produktionsprozess einbe­zogen werden. Diesebiologische Automation verspricht bessere wirtschaftliche und ökolo­gische Ergebnisse; vielfältig aufgebaute Wälder dürften auch mehr Sicherheit gegen allerlei na­türliche und zivilisatorische Gefährdungen bie­ten. Für unser Gebiet bedeutet das eine einfühlsame, dauerwaldartige Bewirtschaftung der vorhande­nen Tannen-Mischwälder und die weitere Um­wandlung der reinen Fichtenwälder in Misch­wald durch Vorbau von Buchen und Tannen. Auf Freiflächen werden Forchen und Dougla­sien ihren Platz finden. Dass ein erfolgreicher Waldbau nur bei ange­passten Reh- und Rotwildbeständen möglich ist, darf dabei nicht unerwähnt bleiben. VII. Die zukünftige Entwicklung Mit dem Blick in die Zukunft, der uns bei aller Wissenschaft im Grunde verschlossen bleibt, sehe ich zwei große Gefahren für den Wald: Tannen-Mischwald in Überführung zum Plenterwald - die Fokussierung auf Holzerzeugung und Geldertrag und - den Einfluss der globalen Erwärmung. Zum ersten Punkt nur so viel: Wenn die betriebs­wirtschaftliche Rentabilität Vorrang vor der volkswirtschaftlicher Produktivität erhält, wenn Geldverdienen an die Stelle von Nutzenstiften tritt, dann gerät die Nachhaltigkeit in Gefahr. Dann werden Hiebsätze erhöht, vermeintliche Übervorräte abgebaut, verstärkt Nadelbäume angebaut und notwendige Investitionen reduziert. Dann gerät die Verschlankung der Verwaltung zur Magersucht mit der Folge, dass hoch quali­fizierter Nachwuchs auf der Strecke bleibt, der Personalkörper vergreist und ein Verlust von Kreativität und Innovation unvermeidbar wird. Die Gefahr ist unübersehbar, dass der Wald immer mehr in Gefahr gerät, wie ein Steinbruch möglichst rationell ausgebeutet und nicht wie eine Leben spendende Quelle sorg­sam gepflegt zu werden. Dieses Thema ist im Zusam­menhang mit der großen und m. E. nicht geglückten Verände­rung der Forstorganisation aus­führlich diskutiert worden, so dass an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden soll. Dagegen soll der vom Men­schen verursachte Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Wald unserer näheren Um­gebung noch angesprochen werden. 25