III. Fernholzhandel und FlößereiIm 18. Jahrhundert wird der Wald Objektmerkantiler Interessen. Die Landesherren entdecken das lukrative Geschäft mit dem RohstoffHolz, das in den waldarmen Gebieten nachgefragtund gut bezahlt wird. 1691/92 werden erstmalsHolländerstämme aus den Wildbader und Liebenzeller Forsten sowie aus dem Hirsauer Klosterwald an Holzhändler vom Niederrhein verkauft.Der Fernholzhandel erreicht um 1750 seinenHöhepunkt, geht danach mangels Masse zurückund kommt schließlich gegen Ende des Jahrhunderts zum Erliegen.SCHEIFELE hat die Flößerei im Nordschwarzwald untersucht und in seinem Buch„Alsdie Wälder auf Reisen gingen“ dokumentiert. Erschätzt, dass von 1701 bis 1759 auf Enz undNagold aus den Oberforstämtern Neuenbürg,Altensteig und Freudenstadt etwa 300.000Holländerstämme verflößt wurden. Das herzogliche Rentamt hatte feste Einnahmen – einHolländerstamm erbrachte nach dem Vertrag von1755 16 Gulden – und die„Entrepreneure“machten fette Gewinne. Beide Parteien warenzufrieden, aber eine Bestandsaufnahme im Jahr1799 ergibt,„dass riesige Kahlflächen vorhandensind, die Wälder ausgeplündert und nahezuholzleer dastehen und das starke Holz manglenwird“.Herzog jahrzehntelang auf, eine Waldbestandsaufnahme und Nutzungsplanung in allenWäldern des Herzogtums anzuordnen, wasschließlich 1776 geschah. Die anschaulichenBestandesbeschreibungen ermöglichen guteEinblicke in die Waldstruktur des württembergischen Kameralwaldes gegen Ende des18. Jahrhunderts.Die Auswertung dieser ersten Forsteinrichtung inden drei Oberforstämtern des Nordschwarzwaldes durch OTT, SCHULZ und WEIDENBACHbestätigen die Befürchtungen des Landtages, dassnicht nachhaltig gewirtschaftet wird und daslukrative Geschäft des Holländerhandels bald zuEnde gehen werde. 1778 ist der Kameralwald imOberforstamt Altensteig„ausgeplündert“, stärkeres Holz ist Mangelware, Holländerstämmekönnen nicht mehr geliefert werden. Im Oberforstamt Neuenbürg laufen die Exploitationen(Ausbeutungen) im Oberen Enztal in Form vonGroßkahlschlägen noch auf vollen Touren,Holländerstämme sind bereits Mangelware geworden, jährlich können noch 500 Stück(stattfrüher 2000) aufgebracht werden. Im Oberforstamt Freudenstadt werden die MurgtalWälder mit hoher Intensität in großen Kahlschlägen genutzt. Zuerst wird das verwertbareStamm- und Floßholz, danach das Brennholz imsog. Scheiterschlag eingeschlagen. PottascheBannwald„Wilder See- Hornisgrinde“ Blick auf See undKarwand 1858IV. Die Landstände wehren sich –der Forstetat von 1778Unter dem Eindruck der systematischen Waldschlächterei und einer drohenden Holznotforderten die württembergischen Landstände denDer„Wilde See“ 1995Foto: Landesbildstelle Karlsruhesieder und Köhler verwerten schließlich„auchnoch den letzten Stecken“. 1778 sind 13% derWaldfläche im Nordschwarzwald öde Heidberge,Missen und Blößen, der durchschnittliche Holzvorrat liegt bei etwa 150 Vfm/ha.22