te einen, wie die Soldaten (des geschlagenen deutschen Heeres) ihre Geschütze mit der Hand ziehen mLtssten, weil kein Zug oder Sprit mehr zur Verfägung stand. Den ganzen Tag setzten da die Fliegerangrffi nicht mehr aus. Am Nach­minag bringe ich noch die wichtigen und wert­vollsten Bächer und Schriften in die Sakristei; das waren die einzigen, die einige Tage spciter durch den Beschuss der Kirche schwer beschci­digt worden sind.... ... es nahte der 15. April, der Sonntag. Schon vom frähen Morgen an ­es waren lauter herr­liche strahlende Frühlingstage ­heftige Flieger­angrffi auf die Stadt fast ohne Pause; die Bucltdruckerei Adolff in der Ledergasse fiel in Trämmer. Am Nachntittag begann der Artillerie­beschuss durch die Franzosen aus der Gegend von lgelsloch durch eine l0 cm Batterie; pünkt­lich alle Viertelstunde gab sie 3 Schüsse ab, die erstaunlich gLrt tafen, was ja auch keine Kunst war. Schon am Vormittag wurde telefoniert, dass Altburg besetzt sei, so dass man futffte, der Schreck werde bald ein Ende haben. Schömberg und Langenbrand waren schon den Tag vorher als besetzt gemeldet worden. Diese .freilich ltöchst unangenehme Stadtbe­schieJSung zwang die ganze Hawsgemeinschaft in den Keller. ... Immer wenn eine Lage vorbei war, ging ich hinaus und besah mir, wohin die Schüsse gegangen waren; sclton der 2. durch­schlug den Kirchturm und warf den Gockelhahn herunter aufs Pflaster. Das ganze Turmdachwar eingerissen und die Schieferplattenflogen in der Luft herum. Der 3. Schuss ging in den Zwinger und tötete dort ein junges Mcidchen, der es nicht mehr in den Keller gereicht lxatte. Wieder ein Schuss ging in das Dach des Kirchenschffi und zerbraclt ihm vollstcindig das Kreuz. Mitten im Giebel war ein riesiges bis auf den Dachrand herunterlaufendes Loch, und ungeheure Mengen von Staub und Dreck stoben durch die Luft. Ein weiterer Schuss traf auf den Marktplatz yor das Haus vom alten Friseur Winz wnd tötete diesen in seinem Hausgang. Dann wurde gestreut, es gingen Schüsse zu Daurs herein, in die Gegend der Deckeffibrik, zu Hermann Schmids Haus, in Spambalgs Garten, wie gerade diese Gegend, namentlich der Stadtgarten, besonders freund­lich bedacht war. Alle im Keller beugten ehr­fürchtig das Haupt, wenn eine Granate wieder äber das Dach pfiff. Einen Treffer hatte auch das Oberamt; als ich vor das Haus trat, stie­gen Staubwolken empor, dass ich annahm, das Haus brenne lichterloh; das Geschoss isl aber in der Hausmeisterwohnung krepiert wnd hat nicht besonders groJJen Schaden angerichtet. Wir kön­nen froh sein, dass uns nur eine kleinkalibrige Batterie beschossen hat; bei 15 cm wciren die Schciden unheimlich groJJere gewesen. Ich gehe um 17 Uhr noch auf das Landratsamt, um zu hören, wie man dort alles überstanden habe. Da ruft schon Schmieh an, dass schon Franzosen dort gewesen seien, ebenso Altburg. Eine Stunden spciter ruft mich Bürgermeister Göhner an, PanTerspitzen seien im Anrollen; es werde wohl bei den Sperren auf der Altbwrger StraJ3e noch eine SchietSerei geben; jedenfalls werde der Franzose heute noch einmarschieren. 20.30 (Uhr) heftiges GeschieJ3e mit Kanonen und MG, allerdings, wie nachtrciglich bekannt wird, meist in die Luft gescltossen. Ein helles Raketenfeuer mit Leuclüspurmunition, das pas­ste so den Franzosen. Gegen 21 Uhr rücken die Franzosen mit ihren Panzern unter groJ3em Gejohle auf dem Markt­platz ein. Bm. Göhner ruJt mich noch an: ,,Es ist überstanden". Wir vereinbarten, gemeinsam zum Kommandanten gelten zu wollen. Weitere Verstcindigung war aber nicht möglich, da die Leitung auf Amt und Rathaus abgeschnittenwur­de, Göhner wurde kurz darauf von 4 Schwer­bewaffneten abgeholt und über Nacht in einen Keller gesperrt. Da der ,,Landrat" für sie kein Begriff war, wollten sie von mir nichts. Wir gin­gen alle höchst beruhigt ins Bett und schlafen sorgenlos schön aus. Man lebte nur dem groJ3­artigen GeJühl, jetzt der BeschieJ3ung durch Flieger und Art. enthoben zu sein. Ja, wenn wir geahnt hrinen! ... Etwa um 16 Uhr war die Kreisleitung abgerückt. Mit hochbeladenen Wagen natürlich. ... Montag 16.4. erster Besatzungstag. Zuncichst gehe ich aufs Landratsamt, wo zwar alles durch­sucht, aber auJ3er den Fensterscheiben und Einschüssen durch Splitter nicht viel beschridigt ist. Man staunt vom Fenster die Marokkaner 23