Von ,rEule" bis gleich zweimal ,,Schnaigäs" Die Gemeinde Neuweiler im Spiegel alter Necknamen und Spottverse Hans Schabert, Neuweiler Sie sind Nachtvögel, sind 2005 in Deutsch­land ,,Vogel des Jahres" und sollen recht intelli­gent sein: die Eulen, welche ftir die Bewohner von Agenbach der althergebrachte Neckname sind. Aber die Einwohner von Neuweilers nörd­lichstem und höchstgelegenem Ortsteil sind nicht die einzigen, die einen Necknamen haben, der von alters her innerhalb der eigenen oder der benachbarten Dorfgemeinschaft weitergegeben wird. Einwohner Breitenbergs dürfte er aber daraus entstanden sein, dass sie in der Umgebung als besonders flink betrachtet wurden. Für die Hofstetter ist in der einschlägigen ,,schwabenländischen" Literatur und im Volks­mund kein Neckname auffindbar. Dies mag damit zusammenhängen, dass sie schon Jahr­hunderte lang Neuweiler eng verbunden waren und damit als dieser Gemeinschaft zugehörig betrachtet wurden, so dass deren Neckname auch für sie galt: sowohl die Einwohner Neu­weilers als auch die von Hofstett tragen das Attribut ,,Schnaigäs"; so werden aber auch die Einwohner des Ortsteils Oberkollwangen be­zeichnet. Wie die Renninger im Kreis Böblingen dürfen die Bewohner von Neuweiler, Hofstett und Oberkollwangen diese Bezeichnung wohl als Ehrennamen ansehen, denn sie erhielten ihn, weil sie sich ganz besonders bei der Arbeit so lebhaft gebärdeten wie Schneegänse. Entstanden sind die Namen wohl sehr häu­fig, wenn den Nachbarn einer Ortschaft an deren Lage oder am Aussehen und an der Art der Bewohner tatsächliche oder hineingedachte Be­sonderheiten auffielen. Aber auch die eine oder andere Besonderheit aus Natur, Landschaft oder Mentalität früherer Zeiten mag so überliefert sein. Die Agenbacher teilen im übrigen ihren Eulen-Namen mit den Rotfeldern. Die angespro­chene Auffälligkeit könnte in diesem Fall das häufige Vorkommen der namengebenden Tiere in den Wäldern der Ortsumgebung sein. Interessant ist, dass die sonst eher seltenen Tiernamen bei den Dörfern, die heute Neuweiler bilden, vergleichsweise häufig vorkommen. Ahnhchen Quellen mag der Name der Brei­tenberger, nämlich,,Oachhörnle", einstmals ,,entsprungen" sein. Gelegentlich gab es ja eine Benennung, bei welcher der Neckname die Eigenart ins Gegenteil verkehrte. Im Falle der Als eher fraglich betrachten manche Heimat­forscher die Deutung, die 1988 in einem Aufsatz im Jahrbuch des Landkreises Calw veröffent­licht wurde, dass sich nämlich Flur­und Necknamen hier und dort aus Formen ableiten lassen, die sich aus dem Luftbild alter Wegnetze ergeben. Hier, zwischen Neuweiler, Oberkoll­wangen und Breitenberg, könnte aus der Landkarte die Tiergestalt einer Schneegans durchaus herausgedeutet werden. Die Oberkollwanger führen außer ,,Schnai­gäs" noch den Beinamen des Raubvogels ,,Hä­her", vielleicht auch hier, weil das Vorkommen dieser Tiergattung dort zu verzeichnen ist. Eine weitere Art der Verunglimpfung war einst, dass der Volksmund einen Teil des Orts­namens änderte. Solche Herleitungen sind im südlichen Teil der Gemeinde Neuweiler vertre­ten: Gaugenwald wurde zu ,,Schaufelwald", die Zwercnberger sind in der scherzhaften Um­26