düngung dienlich sei, schrieb schon Friedrich Schillers Vater Caspar Schiller, Gartenbaumeister des Herzogs von Württemberg, in den um 1765 erschienenen ,,Ökonomischen Beiträgen" nieder: Wem bekannt ist, was der Salpeter zum Wachsthum der Pflanzen beytragen kann, der wird mit mir erkennen, dass man ein mehreres auf Cultivierung desselben verwenden und nicht blos denken soll, der Salpeter seye zum SchieJ3pulver, zum Krieg und Blunergiet3en noethig (Zitat Schoch). Im 19. Jh. erkannte vor allem der Gießener Chemieprofessor Dr. Justus von Liebig (1803-1873) die Bedeutung der Stickstoffdüngung zur Ertragssteigerung der landwirtschaftlichen Produktion. Der Salpeterimport aus Chile erreichte daraufhin seine Hochkonjunktur, bis den beiden deutschen Chemikern Fritz Haber und Carl Bosch um 1900 mit Hilfe der Ammoniaksynthese die großindustrielle Stickstoffund Salpetergewinnung aus der Luft (,,Luftsalpeter") gelang. Nach diesem Exkurs zurück zur althergebrachten heimischen Salpetergewinnung. In der Natur entstehen Salpetersalze durch Verwitterung erdiger Stoffe. Die ergiebigsten Fundorte des nitrathaltigen Materials insbesondere Kalksalpeter gibt es dort, wo Menschen und Tiere längere 7,eit gehatst und ihre Exkremente und Abftille hinterlassen haben: in Stallungen, Dunggruben, Mistlegen, Kellern, Abtritten, Schlachthäusern, Gerbereien. Ausschlaggebend ist somit die Anreicherung stickstofftraltiger Materialien menschlichen und tierischen Ursprungs. Nitratbildende Bakterien sind an diesem Prozess beteiligt. Am salzig-bitteren, sauren und zugleich ,,kühlen" Geschmack des Materials oder durch Einstechen eines glühenden Eisenstabes in salpeterhaltige Erde, der sich bei ausreichendem Nitratgehalt mit weißlichen bis gelblichen Flecken überzog, konnte der Salpeterer erkennen, wo sich das Graben lohnt und wo nicht. Wurde der Salpeterer fündig, so setzte das Graben ein: der Erdboden wurde einige ZolLtief umgehackt und Mauern wurden abgekratzt. Das salpeterhaltige Material Erde, Steine, Schutt, Geröll wurde gesammelt und vor Regen und Sonne geschützt in Scheuern und Hütten bis zur Weiterverarbeitung gelagert. SalpeterfraJS einer Sandsteinwand Foto: Heinz Frey Wenn genügend stickstofflraltiger Abraum beisammen war, begann das Auslaugen in sogenannten Auslaugbottichen, die nach vorliegenden Beschreibungen 11/o Ellen hoch waren und einen Boden von2bis 2llrEllen und eine obere Weite von2 bis 3 Ellen im Durchmesser hatten. Sie standen erhöht auf einer Bank aufgereiht. Die Bottiche besaßen im Abstand von etwa 10 cm einen doppelten Boden; der untere war mit Spundloch und Zapfhahn versehen, der obere war siebartig durchlöchert und musste vor dem Auffüllen des Bottichs mit einer Filterschicht aus Stroh, Moos, Ginster, Spänen u.dgl. abgedeckt werden. Schichtweise wurde der Bottich mit dem nitrathaltigem Abraum, mit Holzasche, alkalireinen Pflanzen und Kalk angefüllt: 3 bis 4 ZolI Nitraterde, darauf I ZolL Holzasche mit Kalk usf. Dann wurden die Bottiche mit warmem Wasser aufgegossen. Der Spund blieb lZbis 24 Stunden verschlossen, dann konnte die gelbliche Lauge abgelassen werden. Da diese Brühe nach dem ersten Durchlauf noch zu schwach war, wurde sie in noch nicht ausgelaugte Bottiche zurückgesetzt. So konnte die Konzentration der Lauge verdoppelt und verdreifacht werden. War die Salpeterbrühe stark genug was mit der Salpeterwaage gemessen wurde kam sie in das Rohlaugenfass. Es folgten nun das Sieden, Abrauchen und Abdunsten in großen flachen Kesseln. Die Lauge war gargekocht, sobald eine erkaltete Probe strahlenförmig auskristallisierte und auf der Salpeterwaage 90 bis 100 Grad anzeigte. Der fertige Sud wurde in kupferne oder hölzerne Gefäße abgegossen, wo er abkühlte und auskristallisierte. 22 |
|