Uber das Salpetergraben in Berneck Heinz Frey, Berneck In diesem Beitrag soll über die Herstellung von Salpeter und über alte Liefervertrdge zwi­schen dem Freihern von Gültlingen und dem Haiterbacher Salpetersieder Johann Jakob Con­zelmann aus den Jahren 1752, 1766,1781 und 1787 berichtet werden. Salpeter war von alters her im Apotheker­wesen gebräuchlich. Seit der Erfindung des Schwarzpulvers (14. Jh.) diente er als Rohstoff zur Herstellung von Schießpulver. So wundert es nicht, wenn er in Kriegszeiten zur Mangel­ware wurde. Aus diesem Grund wwden l74J sowohl im Königlichen Preußen als auch im Herzogtum Württemberg Salpeterordnungen erlassen. Darin heißt es, dass kein Haus oder Gebäude, auch keines der Geistlichen oder Weltlichen Obrigkeit, vom Salpetergraben ver­schont bleiben solle. Das Recht, nach Salpeter graben zu lassen, haben die Freiherren von Gült­lingen als Obrigkeit von Berneck durch das Lehen erhalten: es sei ein grundherrliches Recht, das nicht durch Superiorität des Landes Würt­temberg erworben sei. Es wird auch berichtet, dass das Graben nach Salpeter schon vor un­denklicher Zeit atsgeübt und als Einkommen für die,,hochfreyherrliche Herrschaft" angese­hen wurde. Zum Thema Schießpulver wird schon im B ernecker B urgfriedensbrief von I 41 5 berichtet, dass zur Verteidigung der Burg vier Zentner Pulver und darüber hinaus als Vorrat zur Herstellung von Pulver Schwefel, Salpeter und ein Fuder Kohlasche in der Burg sein sollen. Vermutlich wurde also schon damals das Salpetergraben in Berneck ausgeübt. Zm Lütterung des Rohsalpeters ­siehe unten ­diente die Pottaschen-Siederei. Dazl heißt es im Bernecker Gebäudekataster von 1818 bis 1849, dass Michael Schmälzle, der Müller der Unteren Mühle, auch eine Pottaschenhütte hat, die aber ­vermutlich wegen der Brandgefahr ­abseits stand. ,,Auf freyherrl. Gebiet und Territorium", das heißt in den Orten Gaugenwald, Garrweiler, Berneck und Überberg, nach Salpeter zt graben, war ein Privileg. Dieses hatte im Jahr ll52 tnd später der Salpetersieder Johann Jakob Conzel­mann aus Haiterbach inne. Er stand damit in den herrschaftlichen Diensten derer von Gültlingen. Offenbar war man mit seiner Arbeit ztfieden, denn seine Lizenz, in den Gültlingischen Orten nach Salpeter zu graben, wurde mehrmals erneu­ert, während sein Mitbewerber Johann Georg Mül1er aus Altensteig nicht ztmZugekam. Beliebt waren die Salpeterer nicht. Eher waren sie unwillkommene und gefürchtete Gäste in den baufälligen Häusern und Ställen der armseligen Untertanen, da sie unter dem Schutz der Obrigkeit jederzeit freien Ztgang zt Haus und Stall hatten und alle paar Jahre (unan­gemeldet?) wieder kamen. Salpeter ­Sal Petri ­wörtlich übersetzt Felsen- oder Steinsalz, besser: Salz am Felsen oder Stein (nicht zu verwechseln mit dem Speisesalz Natriumchlorid (NaCl), das auch Steinsalz genannt wird) ist ein Sammelbegriff für verschiedene Alkali­und Erdalkali-Salze der Salpetersäure (HNO3). Dazt gehören das Natriumsalz der Salpetersäure (NaNO3) = Natriumnitrat = Natronsalpeter = salpetersaures Natrium, Kalisalpeter (KNO3), Ammonsalpeter (NH4NO3) und Kalksalpeter (Ca(NO3)). Natronsalpeter kommt, mit anderen Salzen ver­mischt, vor allem im Chilesalpeter vor, einem wichtigen Naturdüngemittel. Ammonsalpeter wird in Kombination mit anderen Nitraten heut­nttage vorwiegend industriell gewonnenen und als stickstoffreicher Dünger benützt. Aus Kali­salpeter (7 5%o), Schwefel (l)Vo) und Holzkohle (157o) soll der 'Freiburger Mönch Berthold Schwarz um 1330 den ersten Sprengstoff gefer­tigt haben. Dass Salpeter nicht nur zm Schieß­pulverherstellung, sondern atch zar Pflanzen­21