Was den Aberglauben anbelangt, so ver­schwindet er, wie andernorts, auchhier. Es wird bei manchen noch ein Stückchen stecken, das nicht an die Öffentlichkeit kommt. Eine Familie ist als besonders abergläubisch bekannt. Wenn zum Beispiel ein gekauftes Stück Vieh in den Stall verbracht wird, so muss es über den kreuzweise übereinander gelegten Misthaken und Stallbesen schreiten. Zt welchem Zweck dies geschieht, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Wahrscheinlich kommt dadurch keine Hexe an das Vieh, oder wenn eine solche schon an demselben ist, so muss sie unter der Stalltüre zurückweichen. Oder will das Pferd am Wagen nicht mehr weitergehen, so wird es ausgespannt und dreimal im Ring herumgeführt. Es ist auch schon beobachtet worden, dass diese Leute am Freitag den Kühen ein Kreuz auf den Rücken gemalt haben, wahrscheinlich, damit nichts Schlimmes an sie kommt. Wenn jemand über Feld wollte, um einzu­kaufen oder ein Geschäft zu machen, so soll es früher oftmals vorgekommen sein, dass, wenn ein Hase über den Weg sprang, die Person wieder umkehrte, da dies nach derselben Ansicht kein G1ück bedeutete. Wenn dagegen ein Vogel voraushüpfte, so sollte das ein sehr günstiges Zeichen sein. Sagenhafter Stoff ist nur spärlich vor­handen. Im nahen Buhlerwalde heißt eine Waldabteilung ,,Steinmäuerle". Es wird dazu erzählt, dass an diesem Platz eine Stadt gestanden sei. Ein anderes Sttick Wald wird ,,Kalköfele" genafint, denn es sollhierviel Kalk gefunden worden sein. Ein alterMann erzählte, sein Vater habe in dessen Nähe viel eichenes Bauholz aus der Erde gegraben und ihm gezeigt. Dies habe der Vater zufallrg entdeckt, als er einmal auf dem Acker ein größeres Loch grub, wahrscheinlich um einen Baum zl pflanzen. Steinmäuerle und Kalköfele befinden sich nebeneinander. Von ersterem sind nur einige Steintrümmer vorhanden, welche von der Stadt herrühren sollen. Es ist anzunehmen, dass einst eine Ziegelei an diesem Ort errichtet war. Unweit davon ist der sogenannte ,,Streitacker", der seinen Namen von einer daselbst statt­gefundenen Schlacht haben soll. Einst sei nachts sehr oft der wilde Jäger durch das Dörflein gezogen und habe am Dorfbrunnen sein Pferd getränkt. Auch der bekannte Gaisbock sei nachts hier herum­gesprungen. Nichts erinnert mehr an die alte Zeit, als die Wohnungen und das Stubengeräte. Doch ist weder ein Schindel­noch ein Strohdach vor­handen. Sogar ist ein Haus mit Falzziegeln gedeckt. Die meisten Häuser befinden sich in der Dorfstraße und haben dieselbe Richtung. Die größeren Bauern haben zwei Viehställe, welche sich links und rechts vom Hausöhrn befinden. In vielen Häusern führt eine hintere Haustüre zu den Gras­und Baumgärten und dem Schweinestall. Neben dem Haus steht noch ein Schopf, in welchem Holz oder Stroh unter-gebracht wird. Pine schmale gerade Stiege führt in den oberen Ohm an der Gartenseite. Nachdem man zweimal eine Rechtswendung gemacht hat, kommt man auf die Stubentüre zu. Beim Eintritt in die Stube fällt dem Fremden sofort der große Kachelofen auf, an welchem eine Vertiefung, die sogenannte HöIle, ange-bracht ist. Dieselbe kann so viel Wasser fassen als ein Kübel hält. Mancher Ofen ist mit einer Jahreszahl noch vom lS.Jahrhundert versehen. Der dunkle, bretterne Plafond gibt der ganzen Stube ein düsteres Aussehen. Sie ist sehr niedrig und die Fenster sind entsprechend klein. Diesen entlang zieht sich ein Bank, den Tisch von zwei Seiten umgebend. Um den Ofen herum sind Stangen angebracht, welche durch in die Decke getriebene eiserne Klammern gehalten werden. In j eder Wohnstube ist durch Vorhänge eine Nische hergestellt, welche zwei oder drei Betten enthält. Denn das Nebengemach reicht nicht für eine Familie von vier und mehr Personen aus. Winters ist fast jedes Haus mit Vorfenstern versehen. Der Tisch befindet sich in der Ecke, in welcher zwei Fensterreihen zusammen­kommen. Die Dächer haben teilweise eine sehr steile Richtung. Da sich stets die Stallung unter der Stube befindet, so herrscht in derselben, auch wegen der mangelhaften Lüftung, eine dicke, dumpfe, schläfrig machende Luft. Mit dem Wohnhaus ist die Scheune zusammengebaut. Indoch sind auch einige alleinstehend. Auch das Kirchlein ist zu erwähnen. Dies kleine sehr einfache alte Gebäude soll früher eine Kapelle gewesen sein. Eine im Inneren be­35