hängen bleibt. Am andern Morgen ist der Kopf schwer und leer. Die Hausaufgaben schlecht ausgeführt und memoriert. Es muss deshalb jeden Winter in der Schule vor den Lichtgängen gewarnt werden. An Nachmittagen, welche für die Schüler der Oberklasse schulfrei sind, werden die sogenannten Stubengänge ausgeführt, welche seltener sind und oft über Feld zu Verwandten oder Paten führen. Morgens wird winters um 6 Uhr geläutet, bald darauf ist Leben im gatzen Dörflein. Über Sonntagsvergnügen kann nicht viel gesagt werden, sie beziehen sich nur auf den Sommer. Bei warmem, trockenen Wetter gruppiert sich die ledige Jugend nachAlter und Geschlecht amWaldessaume, wo bald an einem schattigen Rain gelagert wird. Die älteren begeben sich mit Pfeife in die Dorfschenke. Es kann jedoch den Männernz:ur Ehre und den Weibern zur Freude gesagt werden, dass keiner bis zum Betrunkensein sitzen bleibt. Die Tabakpfeife kann nicht lange entbehrt werden. Sonntags mit dem langen blauen oder auch dem kurzen schwarzen Kirchenrock angethan, dabei die dampfende Pfeife im Mund, wandern die älteren Männer zt der 1/4 Stunde entfernten Kirche, bei dem Ziel angelangt, wird der rauchspendende Gegenstand in die Tasche geschoben. Nun folgen Bräuche bei Geburten, Taufen und Hochzeiten. Von einer Familie wird mit Bestimmtheit erzählt, dass man sofort nach der Geburt ihres erstgeborenen Sohnes die Finger und Zehen­spitzen ins kalte Wasser tauchte, damit es dieses Menschenkind niemals in die Hände oder Füße frieren sollte. Man konnte aber von dem jetzt zum Manne herangewachsenen nicht erfahren, dass Genanntes der Fall gewesen sei. Streng wird nach dem Wochenbett der Brauch einge­halten, dass sich die betreffende Frau nie auf das Feld begibt, ohne vorher in der Kirche beim Gottesdienst gewesen zu sein. Der erste Besuch mit dem Kindlein bei Verwandten oder Freun­den wird mit zwei Eiern belohnt. Die Taufen finden immer sonntags statt, wenn der Geistliche Christenlehre hält, was alle 1. 4 Tage geschieht. Der Taufschmaus ist in j edem Hause höchst einfach und währt nicht lange. Der Name richtet sich beimErstge-borenen nach den Eltern, bei weiteren Kindern nach dem der Verwandten, besonders der Taufpaten. Der Name ,,Barbara" ist fast überall anzutreffen, wo Mädchen sind. Sehr häufig wird auch der Name ,,Hansjörg" genannt. Die hier selten vorkommenden Hochzeiten sind gewöhnlich im Frühjahr oder Sommer, damit die junge Frau bei der Feldarbeit sofort einspringen kann. Der Aussteuerwagen wird reich geschmückt, von der Braut und einigen Jugendfreundinnen und Freunden begleitet. Unterwegs wird viel geschossen. Kommt ein solcher Wagen im Dorfe an, so gibt es ein hallo, als ob mindestens mehrere Kamel­oder Lärmtreiber sich eingestellt hätten. Jung und alt schautmit großenAugen lange vor demWagen sich auftraltend. Meist nimmt das junge Ehepaar im Elternhaus des Bräutigams seine Wohnung. Die Eltern oder der noch lebende Vater oder die Mutter müssen sich bezüglich des Raumes manchmal sehr einschränken. Es kommt daher vor, dass alles in einem Zimmer schläft, nur durch einen Vorhang ist alt und jung geschieden. Es wird hier ganz und gar nach dem Vermögen geheiratet, nicht nach Neigung, Begabung und Kenntnissen. Die Braut soll dem Bräutigam an Geld und Gut gleichstehen oder noch mehr haben. Bei der Werbung wird zuerst die Frau nach dem Beibringen befragt. Dadurch werden manchmal sehr unkluge Schritte getan. Ob die Braut einmal eine Haushaltung glut zt führen versteht, wird wohl selten bedacht. Die wenigsten Mädchen kommen aus dem Dorfe oder seiner Umgebung hinaus, um in anderer Küche und Haus etwas Tüchtiges zu lernen, besonders Reinlichkeit sich anzugewöhnen und Erfahrung für das spätere Leben zu sammeln, auch Gehorsam und Anstand zu üben. Durch solche Heiratsgründe sind die Eltern der Kinder stets darauf aus, möglichst viel Geld zusam­menzusparen. Die Eltern bekommen bei der Verheiratung des Sohnes den Sitz im Hause, ebenso die Geschwister. Für die ersteren besteht das Ausdingrecht. Es wird mitihnen amtlich festgehalten, wieviel sie täglich Lebensmittel erhalten sollen, zum Beispiel wieviel Milch, Butter, Eier und so weiter. Am Tage vor der Hochzeit begibt sich ein verheirateter Hochzeitsläder, mit längerem farbigen Bande an der linken Brustseite, von 33