Kaffee, ohne den sich dasselbe kein Frühstück denken kann, spielt so viel wie keine Rolle. An dessen Stelle tritt der besser stopfende Haberbrei oder die Habersuppe. Hoch in Ehren stehen die Spatzen. Solche kommen fast täglich auf den Tisch und fehlen bei keinem Gemüse. Mittags gibt es solche statt den Kartoffeln, welche noch abends verspeist werden. Bei vielen geht das Sauerkraut das ganze Jahr nicht aus, oft kommt das frisch geschnittene Kraut zum alten hinein. Regel­mäßig kommt Sauerkraut sonntags und montags auf den Tisch. Am Sonntag nach Fasnacht werden die bekannten Küchle gebacken, selten tags zuvor. IbreZahl ist erstaunlich groß. Wie sind doch an diesem Vormittag die Weiber in Anspruch genommen! Die feinste Suppe, die man zu bereiten versteht, ist die Während der Arbeitszeit wird nichts gegessen, oder selten etwas, erst nach Feierabend wird nur Brot mit Most gereicht. Besondere Bräuche bezüglich des Kochens und Backens an den mancherlei Festtagen sind nicht vorhanden, ausgenommen Christfest und Kirchweih. Um Unzufriedenheit und Reiberei, welche wegen der Benutzung des Gemeinde­backhauses entstehen könnten, vorzubeugen, wird einige Tage vor dem Fest das Backen vor dem Backhaus verlost. Danach werden nach Belieben die Lose wieder ausgetauscht. Um Kleinbackwerk handelt es sich auch an Weihnachten nicht, so etwas will den Weibern nicht geraten, fehlt ihnen doch auch dazu das schöne weiße Mehl, die Geduld, und um alles wollen sehr viele die Eier nicht daran geben, die man doch um diese Zeit am besten verkaufen kann. Es werden riesengroße Brezeln S:rgrrfcr.' *Jf rl" Inschrifi an einem Wendener Bauernhaus Nudelsuppe, deshalb fehlt sie nie an Familien­festen: Hochzeit, Konfirmation. Schon 14 Tage vor der letztenkommt so eine Nudelfabrikantin aus der Stadt, kauft Eier zusammen und nimmt Bestellungen auf Nudeln entgegen. Nudeln selbst ztfabrizieren ist hier nicht jeden Weibes Sache, ja eine ganzeAusnahme.Dazt fehlt die Geduld, lieber noch Holz sägen oder spalten. Dieselben Küchle, die zu Fastenzeit aufgetischt werden, werden hergestellt, wenn nach der Ernte die Sicheln und nach dem Dreschen die Pflegel wieder aufgehängt werden. Früher gab es für die hanf- und flachs­brechenden Tagelöhnerinnen einen anderen Leckerbissen, sogenannte Milchknollen beim Mittagesssen. Jetzt fällt aber vorteilhaft das Mittagessen weg, da die Brecherinnen erst um l1 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen dürfen. gebacken, davon bekommt auch der Postbote ein Exemplar. Solange derselbe kein Fuhrwerk hatte mit Ross und Wagen, kam er am Tage vor dem Christfest mit seinem großen Schlitten oder Karren, um die Weißbrote oder Brezellast nach seinem eine Stunde von hier entfernten Hause, mit Beihilfe eines Sohnes oder einer Tochter, zu verbringen. Ahnlich verhielt es sich in dieser Be­ziehung an der Kirchweihe. Auf diesem Fest wird nach gutem alten Brauch massenhaft Kuchen gebacken. Gewöhnlich hat der dünne Kuchen einen fingerdicken Boden. Neben dem Kuchen ist auch das Fleisch überreichlich vertreten. Schon 8 bis 10 Tage vor dem Fest gehen Metzger von Haus zu Haus, um Be­stellungen auf Fleisch, besonders Schweine­fleisch, zu neuem Sauerkraut zu notieren. Diese 30