ffi, Mqtu tu8frr" Von Schullehrer Karl Wörner Im März 2001 Vorwort der Redaktion: An­lässlich des Besuches des Kreisgeschichts­vereins in Wenden trug Hermann Wörner, der Enkel des Autors, Auszüge aus der Sammlung volksttimlicher Überlieferungen des ehemaligen Wendener Filialschulmeisters Karl Wörner vor. Dieser 100 Jahre alte Bericht birgt soviel Beispielhaftes und Wissenswertes über einen Ort unseres Kreises, daß wir ihn ungekürzt unseren Lesern zugänglich machen möchten. Für die Zustimmung zurPublikation danken wir Herrn Ortsvorsteher Immanuel Deuble in Wenden. S chullehrer Karl Wörner ,,Wenden, d. 30. April 1900 Die Gemeinde Wenden mit ihren rund 200 Bewohnern ist ein Schwarzwalddörflein im Oberamt Nagold. Sie befindet sich links der Nagold, ein Stündchen von derselben entfernt, 570 m über dem Meer. Der Muschelkalkboden, welcher den größten Teil der Markung ein­nimmt, erinnert lebhaft an die Gegend rechts der Nagold, an das Gäu. Man nennt deshalb die Umgegend des Ortes ,,Heckengäu". Im Norden des Dörfleins zieht sich, einige Minuten davon entfernt, der Schwarzenbach mit seinem klaren und frischen Wasser in östlicher Richtung dahin. Dieser bildet größtenteils die Grenze, solange er sich innerhalb der Orts­markung befindet, zwischen Muschelkalk und rotem Sandstein. Die nichtbesonders hohe Lage des Ortes und der Kalkboden lassen noch gerne den Getreidebau zu, so dass alle Gattungen Getreide gedeihen, wodurch sich dieses Dörflein von den eigentlichen Schwarzwald­dörfern unterscheidet. Andrerseits ist eine ausgedehnte Waldung mit gänzlichem Schwarzwaldcharakter sehr nahe. Von dieser eigentümlichen Lage des Ortes hängt sowohl die Beschäftigung als auch die Lebensweise der Bevölkerung ab. Die Hauptbe­schäftigung ist neben Waldarbeit Ackerbau und Viehzucht. Fabrikarbeiter, die so vielfach Neuerungen in Säte und Brauch in ein Dorf hineintragen, gibt es nicht, auch ist der Ort wegen seiner geringen Größe und seiner abseits von der Hauptverkehrsstraße befindlichen Lage vom Fremdenverkehr so ziemlich ausge­schlossen. Daher kann der von den Städten aus­gehende Zeitgeist hier nicht leicht und rasch ansteckend wirken. Genusssucht, Vergnügungs­sucht und Begehrlichkeit sind bis jetzt fern­geblieben. Würde sich ein Städter auch nur eine kurze Zeithierher begeben, um mit dem Bürger die rauhe, wenig Abwechslung bietende Mahlzeit zu teilen und besonders noch die Einfachheit der Kleidung auch der vermöglichsten Be­wohnerbeobachten, so würde er sich indieZert vor 100 oder 200 Jahren zurückversetzt fühlen, obwohl in dieser Hinsicht in den letzten Jahren schon eine kleine Anderung eingetreten ist. Das saure Landbrot würde dem Stadtkind nicht lange munden. Der nervenerregende 29