Das Eieilesen
findet im Frühjahr, am Ende der Fastenzeit, statt. Es beginnt mit einem Umzug, der vor dem Dorf endet; dort ist die Bahn für diesen eigenartigen Wettkampf vorbereitet. Die am Spiel Beteiligten tragen ein helles, mit Schärpen und Bändern verziertes Gewand. Die Hauptpersonen sind der „Eierleser" und der „Läufer", die, von den Maienträgern (Burschen, die mit Bändern verzierte und mit Eiern besteckte Tannenbäumchen tragen) begleitet, Hand in Hand die Bahn entlanggehen, auf die in Abständen Eier verteilt sind. Es beginnt nun ein Wettlauf zwischen dem Eierleser, der alle auf der Erde liegenden Eier der Reihe nach aufzusammeln hat, und dem Läufer, der (in unserer Darstellung auf der Straße im Hintergrund) einem festgelegten Ziele zuläuft. Sieger ist, wer zuerst sein Ziel erreicht. Natürlich ist dieser Wettlauf Anlaß für ein Volksfest.
Das Maienstecken
ist ein in ganz Oberschwaben geübter Brauch. In der Nacht vor dem ersten Mai werden dem Ortsvorsteher - Schultheiß -, wenn seine Mitbürger mit ihm zufrieden waren, einen oder zwei Maien gesteckt, daher hat das Ganze seinen Namen.
In unserem Bilde sind diese Maien an bemalte und mit Bändern gezierte Stangen befestigt und zu beiden Seiten der Wohnung des Schultheißen in die Erde gesteckt.
Seine Mitbürger sind mit Musik vor sein Haus gezogen und leeren den von ihm gestifteten Trunk auf sein Wohlergehen.
In anderen Gegenden pflegt man übrigens der Geliebten die Maien zu stecken.
Das Breischießen
hatte zu der Zeit, als Biberach noch freie Reichsstadt war, eine besondere Bedeutung. Pflug schreibt darüber: „Da jeder Bürger bewaffnet sein mußte, so erschien er bei der Aufnahme (in die Bürgerschaft) in einem schwarzen Tuchmantel mit Ober- und Untergewehr vor dem Magistrat, leistete den Eid und hatte darauf sein Gewehr zu laden, um es auf der Rathauslaube zum Fenster
hinaus abzufeuern. Dann wurde dem jungen Staatsbürger von den öffentlichen Dienern, nämlich von den Malefizbütteln und den Stadtbütteln, gratuliert; er hatte dafür ein Geschenk und später ein Scheibenschießen zu geben, wozu er eine Scheibe malen lassen mußte. Es war daher im Schießhaus eine Menge solcher Scheiben aufgehängt mit verschiedenen Bildern und sonderbaren Inschriften."
Unsere Darstellung zeigt die Bürger beim Scheibenschießen auf dem Schießstand.
Der Hahnentanz
ist von den Belustigungen, die alljährlich im Herbst für die Herrschaftsleute in Warthausen stattfanden, besonders lustig gewesen, wie Pflug meint. „Die Bauernburschen tanzten nämlich mit ihren Mädchen unter einer Art Galgen, an dem ein beweglicher Reif hing, in welchem ein kleines, mit Wasser gefülltes Glas stand. Der Reihe nach faßte jedes Mädchen seinen Burschen, welcher zwei Sacktücher um die Knie gebunden hatte, an diesen und hob ihn empor; während er sich nun an ihrer Schulter aufstemmte, suchte er den Kopf so hoch emporzubringen, daß er den Reif berühren und das Glas umwerfen könnte; die zahlreichen vergeblichen Stöße hinaus in die Luft gaben den trefflichsten Anlaß zu Spott und Lachen."
Die Heimfühmng der Braut
stellt den Augenblick dar, in dem der Hochzeitszug vor dem Hause des Bräutigams ankommt, dieser die Braut vom Wagen hebt, um sie seinen in der Tür wartenden Eltern zu bringen. Der Zug, in dem der Brautwagen mit dem neuen Hausrat und den Brautbetten die wichtigste Rolle spielt, wird von jungen Burschen zu Pferde begleitet und mit Pistolenschüssen empfangen. Auf dem Brautwagen sitzen neben dem fiedelnden Musiker der Schreiner, der die Wohnung einrichten soll, und die Näherinnen, von denen eine die Brautlcunkel trägt, an der Kinderhäubchen und Kinderschühchen befestigt sind. Das ganze Dorf hat sich neugierig vor dem Hause versammelt, um, wie es in der Beschreibung dazu heißt, „zu schauen, was für ein Ehegesponß der Hansjerg sich aus dem nächsten Dorf geholt".
5