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Die 1849erFranzosenfeiertage", die halb Süddeutschland kopflos fanden, machten wir noch in Nagold mit. Wir Kinder wurden, da die Feinde angeblich schon ganz in der Nähe der Stadt standen, mit der Mutter in einer Extrapost zu den Großeltern nach Stuttgart spediert, damit wir ja nicht von den französischen Weltbeglückern aufgefressen würden, und Vater als Bürgerwehrmann übte sich mit den andern, die den Franzosen mutig auf ihrem Raubzug Widerstand leisten woll­ten. Ich sehe Vater, wie er, mit Doppelgewehr und Hirschfänger aus­gerüstet, zu Schießübungen auszog. Zum Glück für die Franzosen oder die Widerstandsarmee ist aus dem überall befürchteten Franzo­seneinfall eineEnte" geworden, die damals halb Deutschland über­flogen und ungemein beunruhigt hat."

4. Einige hervorragende Männer im Bezirk

seien zum Schluß des ganzen Buches noch erwähnt. Wir vermögen ja nicht, sie alle zu nennen oder gar ausführlich von ihnen zu erzählen. Wieviele haben einst Großes geschafft, im Segen gewirkt, stark am Geist und ehrenfest im Charakter, waren weithin geehrt und von den Nächsten geliebt. Und doch sind sie heute vergessen und ihre Stätte kennet man nicht mehr. Einzelne aber leben noch fort in dankbaren Herzen und andere verdienen, daß ihr Name der Vergessenheit ent­rissen wird. So sei gedacht des obersten württembergischen Beamten unter Herzog Ulrich und Christoph, des Landhofmeisters Balthasar von Eültlingen, der aus unserem Bezirk stammte und Ober­vogt von Wildberg gewesen war, ehe er der erste Berater seiner Für­sten wurde in schweren, verantwortungsvollen Zeiten. Er vertrat das Land bei wichtigen politischen und religiösen Verhandlungen, z. B. in Schmalkalden, wo es sich um die Stiftung des Bundes der evangeli­schen Stände zur Wahrung ihres Glaubens handelte und ebenso in Regensburg, wo eine Einigung zwischen Evangelischen und Katholi­ken angestrebt wurde. Mit dem württembergischen Reformator Jo­hannes Brenz war er aufs innigste befreundet. Von seinen Wohnsitzen in Berneck und Wildberg aus hatte er häufig Gelegenheit, seinen Freund Brenz, der sich öfters auf den benachbarten Schlössern Horn­berg, Fautsberg und Neubulach aufhielt, zu besuchen. Nebenbei ge­sagt: die alte Streitfrage der Gelehrten, ob die Zufluchtsstätte des Reformators Brenz das bei Zwerenberg befindliche Hornberg ist oder das heute badische, einst württembergische, im Eutachtal bei Triberg gelegene Hornberg, dürfte jetzt zu Gunsten des letzteren entschieden sein.

Aus jüngerer Zeit erwähnen wir von verdienten Söhnen der Hei­mat Friedrich Karl Silber, dem im Jahr 1878 gestorbenen Professor an der Baugewerkschule in Stuttgart, der 1821 als Sohn des damaligen Oberamtsarztes in Nagold geboren wurde und um das württembergische Bauwesen sich hohe Verdienste erwarb. Er trat mit Wort und Schrift und praktischer Tätigkeit überall für freundlichere, praktischere, solide und doch möglichst billige Wohnungen ein, be-