363
3. Allerlei Geschichten aus der Geschichte
Wir haben oben den Gang der Geschichte unserer Heimat in großen Zügen kennen gelernt. Nun mögen hier zur weiteren Ausmalung des gezeichneten Bildes noch einige Einzelerzählungen stehen, die durch alte Urkunden oder gute mündliche lleberlieferung sicher verbürgt sind. Da bietet uns vor allem
Stadt und Amt Wildberg im 3vjiihrigen Krieg
reichlichen Stoff. Wir lesen in den amtlichen Berichten aus jener Zeit von immer neuen Forderungen der durchziehenden oder im Quartier liegenden Truppen, die dem schon völlig ausgesogenen Gebiet immer neue Abgaben an Lebensmitteln, Vieh, Geld und Menschen abpressen wollen; wir hören den Schrei der Bevölkerung, die weiteres zu leisten nicht imstande ist und vor allem die unnötige Willkür einzelner roher Menschen sich nicht länger gefallen lassen will. Wir sehen aber auch, daß es an menschlichem Rühren mit dem gequälten Volk bei den Truppenführern keineswegs fehlt — vom Leutnant an bis hinauf zum Feldmarschall und Kurfürsten —, daß man immer wieder versucht, den Druck zu erleichtern und Ausschreitungen zu bestrafen oder zu verhindern, ja daß der Soldat unter dem schrecklichen Zustand je länger je mehr genau so leidet, wie der Bürger und Bauer. Und doch trat eine Besserung nicht ein. Nachdem einmal die fremden Völker, Franzosen und Schweden, sich verschworen hatten, den deutschen Boden nicht wieder zu verlassen, lastete das Elend wie ein schweres Verhängnis auf allen deutschen Gauen und keiy noch so guter Wille war
Bild 272: Brunnen in Wildberg.