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mehr imstand, es abzuwenden. Es ist gar kein Zweifel: das waren noch ganz andere Zustände als die nach dem Weltkrieg. Wir lassen einige Erzählungen folgen.
Dom Feldwaibel Mosmann
Der lag im Frühjahr 1637 mit 133 Mann bayrisch-kaiserlicher Truppen in den Ortschaften des Amtes Wildberg, die neben der Verköstigung dieser Leute noch wöchentlich 400 Gulden Kontribution aufzubringen hatten. Aber nicht genug damit, Mosmann machte immer weitere unbefugte Ansprüche, bis sich das Amt genötigt sah, eine Beschwerde beim bayrischen Eeneral-Kriegskommissär in Tübingen einzureichen. Um dafür sichere Unterlagen zu gewinnen, forderte der Keller (— Vogt ^ Oberamtmann) von Wildberg seine Amtsorte auf, alle einzelnen Beschwerden zu verzeichnen und einzureichen. Diese Schreiben sind noch erhalten von den damals zu Wildberg gehörigen Orten Neubulach, Altbulach, Liebelsberg, Oberhaugstett, Schönbronn, Effringen, Ebhausen, Sulz. Wir greifen heraus, was aus Eb- Hausen berichtet wurde. Da heißt es, die Vermöglichsten seien von Haus und Hof entlaufen, um der schweren Steuer- und Quartierlast zu entgehen,- manche seien gestorben und vor Hunger verdorben,- viele fristen ihr Leben mit Wurzeln, die sie auf dem Feld herausgraben, manche seien von Schwäche übermannt dort liegen geblieben und nach etlichen Tagen tot ausgefunden worden. Wenn nicht ein Erbarmen geschehe, so müsse die ganze Einwohnerschaft um der Kontribution willen auswandern. Hiezu wäre es schon gekommen, wenn nicht ein Müller bisher zur eigenen Abgabe hin noch viele hundert Gulden für andere hergegeben hätte. Der sei aber nun selber ein armer Mann geworden, weil 15 Dragoner ihn ausplünderten und die Früchte der Bauern von da ab in die Stadt geflüchtet wurden, so daß er keinen Verdienst mehr hatte. Der Ort sei so zugerichtet, daß zu keinem Bauernhof mehr ein rechter Weg führe. Alles sei öd und zerrissen; das zur Feldbestellung so nötige Zugvieh fehle vollständig. (Heute noch erzählt man sich, ein Schultheiß von Ebhausen sei von 2 Pferden am Boden zu Tod geschleift worden.)
Noch schlimmer lautet die Kunde von Altbulach, die wir um ihres erschütternden Inhalts willen auch hieher setzen wollen, obwohl ja dieser Ort jetzt zu Ealw gehört. Wir lesen: in Altbulach find seit 2 Jahren über 100 Menschen gestorben, weitere 10 Haushaltungen sehen den Hungertod vor Augen; die übrigen laufen teils auf den Wasen und verzehren das dorthin geführte Aas, teils nähren sie sich von Speisen, die selbst die wilden Tiere verschmähen, ja sie reißen sich und schlagen sich noch um solche. Dennoch fordert der Feldwebel Mosmann (von diesem Ort) alle 3 Wochen ein Pferd, obwohl im ganzen Flecken überhaupt nur noch 2 geringe Rößlein zur allgemeinen Feldbestellung vorhanden sind. Aehnlich trieb er es an allen anderen Orten.