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Sehr schwierig und beschwerlich ist der Holztransport zur Säg­mühle. Wenn z. B. Holz hoch oben auf steilabfallendem Berg gefällt worden ist und es soll nun zu Tal befördert werden, bleibt nichts an­deres übrig als besondere Vorkehrungen hiesür zu schaffen; da werden etwa Rutschbahnen errichtet, auf welche die Stämme gelegt werden, um ins Tal hinuntergerollt zu werden. Wie Streichhölzer fliegen die schweren Stämme umher und schießen so weit über das Ziel hinaus. Ganz beschwerlich und geradezu lebensgefährlich wird diese Arbeit im Winter, namentlich bei Glatteis, und mancher Waldarbeiter schon hat auf diese Weise jämmerlich sein Leben lassen müssen.

Die Flößerei im Bezirk

Meine derzeitige Wohnung liegt an einer belebten Straße, die aus dem Innern des Schwarzwalds ins offene Land führt. Da sausen täg­lich unzählige Autos vorüber. Zn langsamem Tempo bewegen sich auf der Straße aber auch Langholzwagen, die bei Straßenkrümmungen oder wenn Autos oder andere Gefährte kommen, nur mit Mühe vor­wärts kommen. Da werden riesige Baumstämme, 2025 Meter lang oder noch länger in holzarme Gegenden oder auf die Eisenbahn ge­führt. Diese vielen Langholzwagen hat man früher nicht oder nicht in dieser großen Zahl gesehen. Hart an der Straße fließt die Nagold, und dieser Fluß war früher die gewöhnliche Straße für das Langholz: Das war die Flößerei; das Langholz und auf ihm auch Schnittwaren und Scheiterholz wurden von den Wellen des Flusses hinabgeschwemmt. Das war eine Freude für jung und alt, wenn ein Floß gemeldet wurde. Flößer zu werden, das erschien manchem Zungen so begehrens­wert, wie heute mancher Knabe keinen höheren Wunsch hat als Chauf­feur oder Straßenbahnschaffner zu werden. Zch erinnere mich auch gerne der Zeit, wo so manchmal an meinem Elternhaus ein Floß vor­beifuhr, und wir Knaben mit keckem Sprung aufs Floß sprangen, um in die benachbarte Stadt eine fröhliche, billige Wassersahrt zu unter­nehmen und wie viel schöne Erinnerungen knüpfen sich sonst an die Flößerei, wenn wir etwa an die harmlosen Scherze des Studenten: Zockele, sperr! denken.

Die Flößerei aus unseren Schwarzwaldgewässern ist uralt; diese Art der Beförderung des Holzes in andere Gegenden war für die früh­eren Verhältnisse die rentabelste und auch die einfachste. Schon Graf Ulrich III. von Württemberg hat 1342 einen Vertrag geplant, der die Flößerei auf der Enz und der Nagold zwischen Württemberg, Baden und anderen Herrschaften regeln sollte. Herzog Friedrich I. ordnete an, daß die Nagold vom Schorrental an bei Urnagold und ebenso der Zinsbach als Floßstraßen eingerichtet werden. Eine besondere Flö- ßereiverordnung von Herzog Johann Friedrich aus dem Jahr 1623 regelte genau die Zeit der Floßfahrten, die Art des Holzes, das ver­stößt werden durfte, die Beziehungen der Flößerei zu den anliegen­den Wasserwerken u. a. Auf der Nagold durfte Lang- und Scheiter­holz, auf dem Zinsbach nur Langholz, auf der Waldach, die 1699 zum