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terwerkzeuge, mit denen der Unglückliche einst traktiert worden ist oder als Zeichen der Zunft, der die Beteiligten angehört haben. Ein be­rechtigter Kern ist in solchen Erzählungen meist enthalten: ein Ver­brechen liegt zu Grunde, eine ärgerniserregende Rechtsverletzung, eine Schuld, die öffentlich gebrandmarkt und für alle Zeiten als solche dargestellt werden muhte. Daher kam es, daß diese Kreuze an den Weg, in die Nähe einer Kapelle, unter eine Linde gestellt wurden. Eine stumme Anklage, den Aufschrei eines zu Boden gedrückten Rechts­gefühls, kurz den Ausdruck des Sühnebedürfnisfes stellten diese Kreuze

dar. Die Zeichen sind manchmal rätselhaft, wie an einem der Nagolder Steinkreuze der Kreis mit mehreren Halbmessern und einer Axt. Es gibr auch mitun­ter Steinkreuze ohne Zeichen; aber die alte Zeit wußte ihre stille Sprache zu deuten. Dah diese Kreuze auch ihre religiöse Bedeutung hatten, leuchtet ein. Es lag darin ebenso ein Hin­weis auf die unverbrüchliche göttliche Weltordnung, wie an­dererseits auf die im Kreuz aus­gedrückte Symbolik der göttli­chen Gnade.

Bild 260: Steinkreuz bei Beihingen.

In einer Sägmühle

Die Sägmühlen gehören zu den charakteristischen Erscheinungen des Schwarzwalds. Wir finden sie deshalb auch in allen Tälern meist in größerer Zahl. Sie dienen mit dazu, den großen Holzreichtum unserer Wälder seiner Verwendung entgegenzuführen. Holz, das nicht zum Brennholz bestimmt ist, oder das nicht als Langholz fortgeführt wird, wird hier zu Brettern, Bohlen, Latten u. a. verarbeitet. Diese Ver­arbeitung wird schon hier mitten im Walde oder in der Nähe vorgenom­men, weil die Beförderung des Holzes in dieser vorläufigen Gestalt leichter und zweckmäßiger ist als die Beförderung ganzer Stämme. Deshalb zählt auch unser Oberamtsbezirk über 40 Sägmühlen; ur­sprünglich und bis vor kurze Zeit bestanden diese Sägewerke als klei­ne und bescheidene Werke mit einem oder zwei Gängen; seit der großen Umwälzung auf industriellem Gebiet sieht man da und dort auch in unserem Bezirk große, ausgedehnte Anwesen mit einer ganzen Anzahl von Mühlgängen. Ursprünglich waren sie zum Wasserbetrieb einge­richtet; jetzt sehen wir neben den Wasserwerken auch Werke mit Dampf- und Motorbetrieb. Früher waren Sägmühlen nur an fließendem Wasser möglich; jetzt können Sägewerke überall angelegt werden.