338
lichkeit entkleidet und der letzte Akt des Spiels beginnt. Das ist die Verteilung der Beute. Dies besorgt der größte der Schar; er gibt dem Helden des Tages natürlich den Löwenanteil; die übrigen Gaben werden je nach dem Alter bemessen. Dann geht man hochbefriedigt nach Haus. — Ein ganz ähnlicher Umzug findet in Pfrondorf am 6. Dezember statt zu Ehren des St. Nikolas, der der Heilige des alten Kirchleins ist. Jetzt heißt der Pfingstbutz „Klos" und trägt ein weißes Hemd und ein Gehänge mit Pferde- oder Kuhglocken. Die Buben knallen durchs ganze Dorf mit Peitschen. Sonst ist alles gleich wie an Pfingsten. In alter Zeit sei der „Klos" auf einem Esel geritten.
Bild 257: Hausgiebel in Pfrondorf.
Dieser „Sch an dies Klos" ist ja überall verbreitet; mit Schelle und Rute kommt er in vermummter Gestalt, ein Schrecken für die Kinder, denn die Unartigen bedroht er mit der Rute oder züchtigt sie auch. Der „Pelzmärte" kommt unmittelbar vor Weihnachten und bringt Aepfel und Nüsse in seinem Sack besonders für die Kinder, die ihm schöne Verse aufsagen können. Das Christkind legt in der heiligen Nacht seine Gaben jedem Kind in ein Körbchen; die Gaben bestehen in Backwerk, Obst, Schnitzbrot, Bretzel oder einer „Geige", einem länglichen Kuchenlaib, der mit einem Kranz überflochten ist. Neuerdings werden zu diesen althergebrachten Gaben auch sonstige Gegenstände, wie Kleidungsstücke oder Schulgebrauchsgegenstände hinzugefügt. Der Christbaum fehlt in keinem Hause, außer etwa da, wo keine Kinder sind.
Eine schöne Weihnachtssitte hat sich in Altensteig Stadt erhalten, das „Fackeln" am heiligen Abend. Schon einige Zeit vorher sammeln die Knaben in der Stadt oder im Wald Holz hiezu und machen Fackeln aus dürrem Holz, das sie mit Oel tränken oder mit Pech beschmieren. Mit Einbruch der Nacht begeben sich die Knaben mit ihren Fackeln vom Annaberg aus oder von der entgegengesetzten Seite her auf den „Hällesberg", zünden ihre Fackeln an und schwingen sie hin