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Freilich zerstörte der 30jährige Krieg die blühende Saat. Indes traf die Regierung noch während des Krieges Veranstaltungen, um neues Leben aus den Trümmern zu erwecken. Im Jahr 1649 wurde es sodann den Eltern geradezu zur Pflicht gemacht, ihre Kinder zur Schule zu schicken; wer sich widerspenstig oder säumig zeigte, sollte mit Strafen belegt werden. Diese nachdrücklichen Maßnahmen hatten trotz der Ungunst der Zeit guten Erfolg. Dies mag folgende Ueber- stcht aus dem Jahr 1653 zeigen. Die Schülerzahl betrug in
Nagold 72 Knaben, 32 Mädchen, Altensteig-Stadt 79 (32), Alten- steig-Dorf mit Filial 18 (23), Emmingen-Pfrondorf 19, Ebhausen 38 (12), Effringen - Schönbronn 18, Eültlingen mit Holzbronn 39, Hai- terbach 44, Rotfelden - Wenden 19, Simmersfeld mit Filialien 20, (3), Spielberg-Egenhausen 34, Wart-Ebershardt 18 (5), Wildberg 35. Dazu kamen noch je 8 Lateinschüler in Nagold und Altensteig.
Freilich dieses Schulwesen krankte noch sehr an manchen Grundschäden: die Lehrer hatten keine genügende Vorbildung. Wer Lehrer werden wollte, trat bei einem Schulmeister in die Lehre, hörte seinem Unterricht zu, erteilte unter seiner Anleitung selbst auch Unterricht, war der Schulgehilfe, ahmte den Schulmeister möglichst genau nach und wurde bei einem Lehrerwechsel wohl dessen Nachfolger. Häufig aber wurden Leute angestellt, die keinerlei Vorbildung hatten. Auch mußte der Lehrer neben seinem Schulberuf noch ein anderes Geschäft betreiben, wenn er sein Auskommen haben wollte. Aus unserem Bezirk wird von ehrenwerten Männern erzählt, die sich gewissenhaft um Schule und Kinder angenommen haben; es werden aber auch aus einzelnen Gemeinden Beispiele namhaft gemacht, wie Leute von den Gemeinden angestellt wurden, die nach keiner Seite hin das Zeug zu förderlicher Schularbeit hatten. Ein großer Mißstand war, daß keine Schulhäuser vorhanden waren; der Unterricht fand entweder in der Wohnung des Schulmeisters oder in einem Mietlokal statt. Auch konnten sich die Leute nur schwer an einen regelmäßigen Schulbesuch ihrer Kinder gewöhnen. Lange Zeit war im Sommer gar keine Schule, und auch im Winter nahm man es mit Schulversäumnissen sehr leicht; da und dort war nur von Martini bis Lichtmeß Schule. Namentlich den Schulbesuch der Mädchen hielt man nicht für nötig. Ganz schlimm wirkte auf Schulbesuch und Schularbeit in manchen Schwarzwaldgemeinden das Viehhüten der Kinder vom Frühjahr bis zum Herbst. Das Vieh wurde in dieser Zeit auf die Weideplätze getrieben, die häufig weit entfernt lagen; da konnte vom Schulbesuch kaum die Rede sein! Aber ebenso schlimm oder noch schlimmer wirkte dabei der Müßiggang, schlimme Kameradschaft u. a.; alles, was gelernt worden sei, bleibe in dieser Zeit „am Gebüsch hängen", wurde von tieferblik- kenden Eltern selbst gesagt. Allein die Regierung ließ die Angelegenheit nicht mehr aus den Augen: auch die weltlichen und die geistlichen Behörden in unseren Amtsstädten gingen ernstlich darauf aus, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen; namentlich die Gewinnung geeigneter Lehrer und die Beschaffung von geeigneten Schullokalen war