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ihr unablässiges Bemühen. Aber erst das energische Eingreifen Kö­nig Friedrichs und die weiter ausbauenden Maßnahmen König Wil­helms I. schufen eine sichere Grundlage für den Auf- und Ausbau des Schulwesens auch in Verhältnissen, wo so manche natürliche Hinder­nisse im Wege standen. Wohl bestanden schon bisher in einzelnen Ge­meinden besondere Schulhäuser,- so in Nagold das Schulhaus in der Hinteren Gasse" vom Jahr 1706, ebenso in Wildberg 1789, Gült- lingen 1772, Walddorf 1790. Aber nun mußten in allen Gemeinden Schulhäuser mit Wohnungen für die Lehrer erstellt werden, und so finden wir in einer größeren Zahl von Gemeinden Schulhäuser, die aus den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts stammen. Eben­so wurde der Schulbesuch gesetzlich geregelt, vom Lehrer eine gründ­liche Vorbildung in Lehrerseminaren gefordert, und überhaupt das ge­samte Schulwesen, das bisher mehr in den Händen der Gemeinden ge­wesen war, durch staatliche Gesetze und Verordnungen genau geregelt. Und da auch die Schülerzahl einer Schulklasse fest normiert wurde, mußte mit der Zeit da und dort zur Erweiterung des Schulhauses oder zu Neubauten geschritten werden. So haben wir jetzt auch weitaus in den meisten Gemeinden schöne, stattliche Schulhäuser, nach neuzeitlichen Anforderungen eingerichtet, zur Freude und zum steten Ansporn für unsere Kinder.

Die Lateinschulen unseres Bezirks haben sich bis heute erhalten; Altensteig hatte statt der Lateinschule eine Realschule errichtet, hat aber seit 1868 an deren Stelle wieder eine Lateinschule, jetzt neben der Realschule. Auch Nagold hat seit 1890 neben der Lateinschule noch eine Realschule. Diese Latein- und Realschulen werden auch von aus­wärts immer stark besucht. Mit diesem Nebeneinander der verschie­denen Schulanstalten wird den mancherlei Bildungsbedürfnissen un­serer Zeit und unserer Bezirksbewohner Rechnung getragen.

Dies zeigt sich auch darin, daß die Schulen ihren Lehrplan nach den Forderungen der Zeit umgestalten, neue Schulfächer einführen und den ganzen Unterricht nach dem alten, bewährten Grundsatz ein­richten: Nicht für die Schule sondern für das Leben. Demgemäß ist in den letzten Jahrzehnten namentlich der Handarbeitsunterricht der Mädchen und der Turnunterricht bei den Knaben nachdrücklich betont und ausgestaltet worden. Nagold und Altensteig haben besondere Turnhallen; andere Gemeinden haben Turnplätze. Auch der Zeichen­unterricht fand allgemeine Einführung. Auch für die schulentlassene Jugend sind, nachdem die frühere Sonntagsschule als ungenügend er­kannt worden ist, neue Bildungsgelegenheiten ins Leben getreten: die allgemeine und die gewerbliche Fortbildungsschule, Frauenarbeits­schule, Haushaltungsschule, Fortbildungskurse. Alle diese Bestreb­ungen und alle diese Kosten zum Besten der Jugend sind getragen von dem Gedanken: Gute Ausbildung ist ein Kapital, das reiche Zinsen bringt.