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dringen und anderen Orten Weinberge gegeben; sie sind jetzt völlig verschwunden. Ebenso ist dies im Bezirk Herrenberg: in der Oberamtsstadt selbst ist viel Wein gepflanzt worden. Im Bezirk Calw ist ebenfalls früher an mehreren Orten Weinbau getrieben worden, so in Ostelsheim, Stammheim, Simmozheim, Neubulach und Hornberg; er hat jetzt aber völlig aufgehört. Und wie steht es hiemit im Bezirk Nagold? Von mehreren Gemeinden wird ausdrücklich Weinbau in früheren Zeiten berichtet. In Nagold gibt es heute noch eine Flurbenennung „Weingarten" am unteren Ealgenberg gegen das Waldeck. Auch bestand in Nagold eine Kelter beim alten Fruchtkasten in der Hinteren Gaste. Ueber den 30jährigen Krieg war der Weinbau abgekommen und die Kelter zerstört worden; allein nach dem Krieg wurde dieselbe wieder in guten Stand gesetzt. Ebenso bestanden früher in Eültlingen in der „Weingarthalde" am Killberg und in Haiterbach in der „Weinhalde" Weinberge. Von Altensteig wird berichtet, daß im Jahr 1293 „an der herrschaftlichen Halde", d. h. zwischen der Oberund der Unterstadt Weinberge gewesen sein. Ueber die Qualität des in unserem Bezirk gezogenen Weines verraten die alten Urkunden uns nichts. Doch mag uns folgender Vorfall aus dem Jahr 1736 zu denken geben. Bekanntlich bestanden die Gehälter der Beamten, Pfarrer und Lehrer zu einem guten Teil aus Naturalien wie Getreide, Holz, Wein u. a. Nun versuchte der Rat einer Gemeinde des Bezirks bei zwei ihrer Beamten das bisher gereichte Holzquantum zu reduzieren; sie wollten künftig wegen der schlechten Jahre statt 6 Klafter Laubholz nur noch 4 Klafter und ebenso statt 6 Klafter Tannenholz nur noch 4 reichen. Die beiden Beamten beschwerten sich beim Herzog und erklärten, daß man auch das bisher gereichte Weinquantum verkürzt habe. Statt 2 Eimer habe man ihnen Heuer nur 1 Eimer Wein gegeben, „und zwar gar schlechten, Herrenberger". Wenn nun der „Herrenberger" in solchem Ruf stand, so wird auch der Nagolder und Altensteiger nicht höher bewertet worden sein.
Wir können uns die Gründe, die schließlich dazu geführt haben, den Weinbau in unserer Gegend ganz aufzugeben, leicht denken: Das häufige völlige Fehlschlagen namentlich infolge der kalten Nächte in den Herbstmonaten, das Aufkommen anderer Getränke, die Einfuhr fremder Weine im Zusammenhang mit der Steigerung des Handels und Verkehrs, die bessere Ausnützung des Bodens, der nicht mehr gestattete, daß ganze Teile der Markung häufig so gut wie nutzlos liegen blieben.
Bild 230: Wegekreuze bei Altensteig.