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Freilich hat auch diese Ordnung des Beförderungswesens durch Einführung der Eisenbahn wieder manche Aenderung erfahren; aber die Erundzüge sind geblieben. Die Beförderung der Personen hatte ja wohl auch ihre Schattenseiten; wer einmal von Altensteig nach Stuttgart oder weiter mit der Post gefahren ist, hat die Beschwerlichkeit der langen Postfahrt zur Genüge erfahren. Solch eine Postfahrt hatte aber auch ihr Schönes: Wie freute man sich, unter den Klängen des Posthorns von Stadt zu Stadt fahren zu dürfen! Und wir verstehen, daß es wehmütig klang, als der Postillion von Nagold oder Altensteig seine Weise zum letzten Mal anstimmte. Auch denken wir gerne daran zurück, wie man sich mit den Mitreisenden unterwegs anfreundete. Während in der Eisenbahn jedes sich womöglich in eine Ecke setzt, um da schweigend sitzen zu bleiben, hat man sich im Postwagen miteinander bekannt gemacht; unter immer lebhafter werdenden Gesprächen gelangte man ans Ziel.
Wir haben beim Postverkehr in erster Linie an die Beförderung von Briefen, leichteren Gepäckstücken und von Personen gedacht. Aber auch für die Beförderung schwerer Güter war gesorgt. Für den Güterverkehr bestanden besondere vom Staat beaufsichtigte Routen. So gab es in Nagold einen Altensteiger, einen Calwer, einen Herrenberger, einen Tübinger, einen Rottenburger, einen Sulzer, einen Freudenstädter und einen Stuttgarter Voten. Ebenso bestand in Altensteig ein Nagolder, ein Calwer und ein Freudenstädter Bote. Diese Boten fuhren in der Woche 1—2 Mal an ihren Bestimmungsort und brachten oder holten Güter.
Auch erinnern wir uns noch recht wohl, wie einst auf der Straße von Nagold nach Pfalzgrafenweiler regelmäßig schwerbeladene Güterwagen fuhren; sie vermittelten den Güterverkehr zwischen Stuttgart und Straßburg. So hat unser Bezirk auch an dem großen Durchgangsverkehr teilgenommen, um den Württemberg so lange hat ringen müssen.
Der Weinbau im Bezirk Nagold
Vielleicht lächelt mancher, der diese Ueberschrist liest. Ja, etwa da und dort an einzelnen Rebstöcken, die am Haus oder an einer Mauer gepflanzt werden und nur saure Beeren erzeugen! Aber eigentlicher Weinbau ist in unserem Bezirk ein Ding der Unmöglichkeit. <Bei näherer Prüfung wird sich uns indes die Sache doch anders darstellen. Es ist eine uns allen bekannte Tatsache, daß der Weinbau früher in Württemberg und anderen Ländern viel verbreiteter gewesen ist. Und so ist tatsächlich lange Jahrhunderte auch in unserem Oberamt an mehreren Orten Wein gebaut worden. Ziehen wir Nachbarbezirke, die hiefür noch günstigere Bedingungen aufweisen, zum Vergleich heran. Im Oberamt Rottenburg ist früher viel Weinbau getrieben worden; er ist aber in den letzten hundert Jahren auf eine sehr kleine Anbaufläche herabgesunken. Noch mehr ist dies der Fall im Oberamt Horb: noch vor 100—150 Jahren hat es in Horb, Eutingen, Eün-