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bachmündungAltensteig-Dorf, NagoldKillberg) keine oder fast keine Pflege erfuhren, daß Wassergräben, Beschotterung usw. fehlten! So waren es vielfach gefährliche Hohlwege, durch die hervortretenden Felsen noch gefährlicher. Wie konnte sich da in unserem stark zertalten Bezirk ein lebhafter Verkehr entwickeln?

Die wiirttembergischen Fürsten ließen es bei ihren zahlreichen Be­suchen, schon vom 16. Jahrhundert an, an Mahnungen zur Instand­haltung der Wege nicht fehlen. Und Goethe gab Württemberg das schöne Zeugnis:Wo man aus dem Wiirttembergischen kommt, hören die guten Wege auf. Ueberhaupt muh man alle wiirttembergischen Anstalten von Chausseen und Brücken loben!" Aber noch vor 100 Jah­ren schreibt ein guter Kenner unserer Gegend, daß die Steigen so schlecht seien, daß sie namentlich im Winter nur mit Lebensgefahr be­gangen werden können.Lieber werden Menschen, Pferde, Esel und Zugvieh schwer geschunden und lieber nimmt man den großen Scha­den, den man dadurch Menschen und Tieren antut, gleichgültig hin, als daß man auf wohlgemeinte Ratschläge hört und die holprigen und oft lebensgefährlichen Wege bessert."

Dies geschah erst, als die Regierung für die Straßen sorgte. Bahn­brechend für Deutschland war hier Friedrich der Große. Herzog Karl folgte seinem Beispiel und ließ jene geraden, mit Pappelalleen be­pflanzten Straßen bauen mit gutem Straßenkörper, wie einst die Römer, so die Straße HerrenbergNagoldFreudenstaüt mit ihren heute noch erhaltenen Meilensteinen (alte Oberjettinger Steige, Kill­berg) und Chausseehäusern. Erst 1847 wurde die Talstrecke nach Al­tensteig und Calw gebaut.

Der frühere Postverkehr im Bezirk

Hand in Hand mit der Verbesserung der Verkehrswege entwickelte sich der Verkehr in unserem Bezirk. Wie bequem haben wir es jetzt mit der Mitteilung von Nachrichten, mit der Beförderung von Wert­stücken, mit dem Reisen in die Nähe oder in die Ferne! Wir können es uns kaum denken, daß das auch einmal könnte anders gewesen sein. Da war es ein ganz seltenes Ereignis, wenn man einen Brief bekam, so selten, daß man einem bei der brennenden Talgkerze, wenn sich hie und da ein rotglühender Punkt in derselben bildete, im Scherze zu­rief: Du bekommst einen Brief! Hatte man in die Ferne eine Nach­richt mitzuteilen, so konnte man sehen, wie man den Brief an Ort und Stelle brachte; vielleicht zeigte sich zufällig eine Gelegenheit; aber in kleinen und abgelegenen Orten war das eine Seltenheit. Aeußerst zeit­raubend war das Reisen; es geschah zu Fuß oder zu Pferd. Zu einer Reise von Altensteig nach Stuttgart und wieder zurück, die wir jetzt, wenn es sein muß, in einem halben Tag ausführen können, brauchte man 34 Tage, und solche weiten oder noch weitere Fußwanderungen waren gar nicht selten. Bei der Beförderung von Waren, z. B. bei einer Messe in Zurzach, wohin sich Zeugweber aus Nagold, Ebhausen und Rohrdorf gerne begaben, taten sich immer mehrere Handelsleute