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Altensteig kommt zum Herzogtum Württemberg
Die Herrschaft Altensteig war 1398 an die Markgrafschaft Baden gekommen. Aber erst am 6. September 1475 huldigten die Schultheißen, Bürgermeister, Richter, Räte, Bürger und Einwohner in Altensteig Stadt und seinen Flecken dem Markgrafen Thristof von Baden. Nun wurde um jene Zeit die Markgrafschaft Baden unter die 2 Söhne des f Markgrafen Karl II. geteilt; Altensteig kam mit seinen Flecken an den Markgrafen Ernst Friedrich von Baden-Hachberg, der seine Herrschaft zum größeren Teil im südlichen Teil des späteren Eroß- herzogtums Baden hatte. Da die Verwaltung des Amtes Altensteig bei dieser weiten Entfernung mit großen Unzuträglichkeiten verknüpft war und besonders auch die Einwohnerschaft diese Schwierigkeiten sehr zu empfinden hatte, so bot Markgraf Ernst Friedrich 1596 dem Herzog Friedrich I. von Württemberg die Herrschaft Altensteig zum Kauf an. Mit Altensteig wurde gleichzeitig das ebenfalls vom badischen Herrschaftsgebiet weitabgelegene Amt Liebenzell zum Kauf angeboten. Als Grund für dieses Angebot gibt der Markgraf an, er habe diesen Tausch vorgeschlagen „zur Beilegung langgewährter Spänn und Irrungen und zur Fortpflanzung friedliebender Einigkeit und guter Nachbarschaft". Herzog Friedrich ging gerne aus den Vorschlag ein, und auch die Bevölkerung war durchaus damit einverstanden, zumal verschiedene der Ortschaften mitten im württembergi- schen Gebiet lagen. Indes standen der Ausführung des Vorschlags manche Schwierigkeiten im Weg. Einmal war der Kaiser, der von dem Bruder des Markgrafen beeinflußt war, mit dem Kauf nicht einverstanden. Die Landstände sahen auch nicht gut dazu, weil die Güter unsicher seien und auch „wenig Schatzung" abwarfen. Die Hauptschwierigkeit lag aber darin, daß seitens des Markgrafen gegen die zum Tausch angebotenen Güter, die im badischen Gebiet lagen, aber bisher zu Württemberg gehört hatten, früher Klostergüter waren und deshalb befürchtet wurde, sie müßten später doch wieder an ihre früheren Besitzer zurückgegeben werden. Als jedoch Herzog Friedrich für die von ihm zur Abtretung angebotenen Güter genügende Sicherheiten leistete und auch den Kaufpreis auf 411760 Gulden erhöhte, kam der Tausch am 20. Dezember 1603 doch zu Stande. Das ganze Gebiet, das zum Tausch kam, wurde genau abgemessen; der berühmte Baumeister Heinrich Schickhardt, der Erbauer der Kirche in Freudenstadt, leitete die langwierigen Vermessungsarbeiten. Die Gebiete, die Herzog Friedrich abtrat, waren die beiden Kellereien (später Kameral- jetzt Finanzämter genannt) Malsch bei Rastatt und Langensteinbach bei Pforzheim.
Als jedoch Markgraf Ernst Friedrich 1604 starb, wollte sein Nachfolger, Georg Friedrich, den Vertrag nicht anerkennen, so daß Herzog Friedrich nochmals die Summe von 28 240 Gulden drauflegen mußte. Das neue württembergische Amt Altensteig bestand aus den schon genannten Ortschaften, zu denen noch Göttelsingen, das früher zur Grafschaft Eberstein gehört hatte, dann aber an Baden abgetreten worden war,