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Mißständen und Schädigungen für das Ganze wie für den Einzelnen mit diesen Zuständen verbunden waren. Nun erhielt Württemberg 1803 bei seiner Erhebung zum Kurfürstentum eine große Zahl von Klöstern mit ihren Aemtern, die große Probstei Ellwangen und eine ganze Anzahl von bisherigen Reichsstädten, z. V. Reutlingen, Rott­weil, Eßlingen, Heilbronn, Weil d. St. und ferner bei seiner Erhe­bung zum Königtum am 1. Januar 1806 die Grafschaft Hohenberg, die hohenlohischen Fürstentümer, Gebiete der reichsunmittelbaren Ritter­schaften, eine ganze Anzahl Reichsstifte, die Besitzungen des Johanni­ter- und Deutschordens, zu denen 1810 noch weitere Erwerbungen traten. Hatte Württemberg bisher etwa 9350 Quadratkilometer und 620 000 Einwohner gezählt, so waren es jetzt 19510 Quadratkilometer und IV« Million Einwohner. Das Land war also mehr als noch ein­mal so groß gegen bisher geworden. Für unseren Oberamts­bezirk haben diese Erweiterungen des Landes folgende Veränder­ungen gebracht: Die beiden Gemeinden Ober- und Untertalheim, die bisher zu Oesterreich, früher zur Grafschaft Hohenberg gehört hatten, kamen (mit Horb, Altheim, Eutingen, Salzstetten u. s. w.) 1805 an Württemberg; ebenso wurden die Eültlingensche Orte Berneck, Eau- genwald, Earrweiler und Ueberberg württembergisch; auch das Kech- lersche Dorf Unterschwandorf und Rohrdorf, die Besitzung des Jo­hanniterordens, kamen in den Jahren 180610 zu Württemberg.

Diese Eebietsveränderungen haben freilich auch manche Unzufrie­denheit hervorgerufen, da alte Bande aufgelöst und manche guten Rechte und Gewohnheiten geopfert werden mußten. Andererseits hörten damit auch manche veralteten Zustände, die allerlei Unzuträg­lichkeiten im Gefolge hatten, nunmehr auf. Manche Anschauungen, dis in die neue Zeit nicht mehr paßten, wichen den Anschauungen und Verhältnissen der Neuzeit. Und so fand sich unser Volk doch im Lauf der Zeit gerne mit der Neuordnung ab. Mochte die Willkürherrschaft König Friedrichs manche Härte bringen, es mußte die Zeit kommen, wo diese Reste vergangener Tage schwanden.

So hatten namentlich auch die alten Streitigkeiten, welche zwischen den württembergifchen Fürsten und den von den Abgeordneten der Aemter und den Prälaten gebildeten Landständen bestanden hatten, nunmehr ein Ende; die ganze württembergische Verfassung, besonders auch das Verhältnis zwischen dem Fürsten und den Landständen mußte neu organisiert werden. In diesem Zusammenhang sei es eines Mannes gedacht, der viele Jahre lang das Amt Nagold vertreten hat, des Stadt- und Amtsschreibers D r. Hof a ck e r, der zu den angesehen­sten Mitgliedern der Abgeordnetenkammer gehörte. In einer Zeit schwerer innerer und äußerer Unruhen hat er dem Landtagsausschuß angehört und durch seine charaktervolle Haltung, durch seine gründ­liche, juristische Sachkenntnis und durch sein gesundes, wohlmeinendes Urteil Stadt und Bezirk Nagold wie dem ganzen Lande wertvolle Dienste geleistet.