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Bild 224: Egenhausen. Früher bedeutender Markt. Haufendorf mit Gewannflur. Herstellung von Dachschindeln in größerer Menge, die von Fuhrleuten des Orts bis an den Rhein und auf die Münsinger Alb verfrachtet werden.
Die früheren Aemter des Bezirks
Da sich unser heutiger Oberamtsbezirk von Westen nach Osten gegen 9 Stunden und von Norden nach Süden über 5 Stunden ausdehnt, ist es wohl verständlich, daß derselbe früher aus mehreren Aemtern bestand. Diese Aemter — es waren deren 3 an der Zahl — rührten in ihrem Bestand und ihrem Umfang her von den Herrschaften, die einst auf den Burgen von Nagold, Altensteig und Wildberg ihren Sitz hatten; diese Herrschaften hatten Vögte in den Städten (von vocatus, d. h. einer, der zu einem Amt berufen, bestellt ist) und in den Dörfern Schultheißen, d. h. Männer, die Schulden (früher in allgemeinerem Sinn gebraucht), Verpflichtungen auflegten. Vom 30jährigen Krieg an wurden die Schultheißen von den Bürgern gewählt, abgesehen vom Vogt in den Amtsstädten, der zugleich die Stelle des Schultheißen vertrat. Die Zugehörigkeit einzelner „Flecken" zu diesen Aemtern ging ebenfalls auf jene Herrschaftsverhältnisse zurück.
Die Verwaltung der Aemter war in Alt-Württemberg (bis 1806) wesentlich anders eingerichtet als die heutige Bezirksverwaltung. Der oberste Beamte war der Obervogt. Nicht in allen württembergischen Aemtern befand sich ein Obervogt, sondern nur in solchen, wo zu der Amtsstadt eine Burg gehörte. Zn unserem Bezirk traf dies auf alle drei Städte: Nagold, Altensteig und Wildberg zu. Ihren Sitz hatten diese Obervögte auf der Burg; sie waren sämtlich aus adeligen Geschlechtern, konnten mehrere Obervogteien gleichzeitig und dazu sonstige hohe Staatsämter innehaben. Diese Obervögte führten die Aufsicht über die Verwaltung des Bezirks, der Gemeinden und ihrer Bediensteten. Unter dem Obervogt stand der Untervogt, kurzweg Vogt genannt, der ebenfalls von der Herrschaft ernannt wurde. Dieser Vogt führte die eigentlichen Geschäfte der Verwaltung; er war der