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Auch im markgräflichen Amt Altensteig wurde die Reformat­ion nicht sofort bei deren erstem Auftreten eingeführt. Der damals regierende Markgraf Philipp ('s 1536) war zwar der neuen Lehre freundlich gesinnt, ist auch gelegentlich für den auf Hohennagold ge­fangenen Prediger Mantel mutig eingetreten, hat auch in seinem Land mehrfach evangelisch gesinnte Pfarrer angestellt, ist aber mit seinem Glauben nie ganz offen hervorgetreten, wohl aus Furcht vor dem Kaiser. Erst mit Markgraf Karl II. trat 1556 eine Wendung ein, sofern dieser sich unverhohlen auf die Seite der Reformation stellte, ohne Zweifel zugleich infolge des kräftigen Einflusses, den Christof von Württemberg auf ihn ausgeübt hat. Der Markgraf be­rief deshalb auch mehrere hervorragende Theologen zur Durchführung seiner Pläne, darunter den Württemberger Jakob Andreä. So erschien 1556 eine badische Kirchenordnung, welche dem Lande eine Neuorgani­sation der kirchlichen Verhältnisse in evangelischem Sinne gab. In Al­tensteig und in seinen Flecken war die Bevölkerung längst mit dem Ge­danken der Reformation bekannt geworden, da die umliegenden würt- tembergischen Ortschaften schon vor mehr als Jahren übergetreten waren. So war auch das Amt Altensteig der neuen Lehre beigetreten.

Noch ist zu erwähnen, daß sich die Reformation in dem o. Gült- lingen'schen Städtchen Berneck ohne Zweifel vollzogen hat unter dem Einfluß seines damaligen Herrn, des Balthasar von Eültlingen, der zugleich Landhofmeister des Herzogs war und auch die Leitung der kirchlichen Verhältnisse Württembergs inne hatte, der ein warmer Freund der evangelischen Sache und treuer Freund des württembergi- schen Reformators Johannes Brenz war.

Zum Schluß mag angefügt sein, daß 1547 in Württemberg die evan­gelischen Dekanatämter eingeführt wurden. Das Dekanat unseres Be­zirks hatte aber früher, bis 1821, seinen Sitz in Wildberg. Nur an einem Ort ist die Reformation erheblichem Widerstand begegnet, und das war bei dem Kloster Reuthin. Die Klosterfrauen wei­gerten sich beharrlich, den evangelischen Glauben anzunehmen,- dies ist nur zu begreiflich, da der Uebertritt hier von schwerwiegenden Fol­gen begleitet war: war ja doch damit zugleich der Austritt aus dem Kloster und der Verlust der bisherigen Versorgung verbunden. Es han­delte sich um die Aufhebung des Klosters. Da es dem Herzog wider­strebte, Gewalt anzuwenden, dauerten die Verhandlungen lange fort; man wartete immer wieder auf eine Umwandlung der Gesinnung der Klosteroberin und ihrer Nonnen. Aber erst 1571, also 3 Jahre nach dem Tode Herzog Christofs gelang es der Regierung, die Aufhebung des Klosters zum Abschluß zu bringen, sofern die letzten 4 Nonnen in das Kloster Kirchberg bei Sulz versetzt wurden.

Mit ähnlicher Milde verfuhr man auch gegen die Beginenhäuser in Nagold, Wildberg und Effringen. Die Klostergebäude in Reuthin ver­wendete man zu einer Klosterhofmeisterei, welche die vielen Güter des Klosters zu bewirtschaften hatte. Das Beginenhaus in Wildberg wurde der Stadt Wildberg zu Armenzwecken überlassen, das Effringer