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Die Reformation im Lande

Nachdem Luther am 31. Oktober 1517 niit dem Anschlag der Thesen an der Schlohkirche in Wittenberg den Anfang mit seiner Sache gemacht hatte, stand es noch längere Jahre an, bis die neue Lehre in Württemberg freie und ungehinderte Bahn hatte. Die österreichische Regierung legte der Lehre Luthers alle Hindernisse in den Weg, und so konnte nicht eher, als Herzog Ulrich 1534 den Thron seiner Väter wieder besteigen durfte, an eine Aenderung gedacht werden. In den benachbarten hohenbergischen, damals österreichi­schen Gegenden um Horb und Rottenburg waren freilich schon länger Anhänger der Lehre Luthers aufgetreten und hatten tiefen Eindruck gemacht; allein es wirkten dort auch Schwarmgeister und Wieder­täufer und vermengten ihre Anfichten mit der Lehre Luthers, wo­durch seine Sache schwer geschädigt wurde; schwere Strafen und Hinrichtungen unterdrückten das Aufkommen der neuen Lehre. Auch der Bauernkrieg wirkte in dieser Hinsicht schädigend, zumal da die Bauern mit ihren Forderungen wirtschaftliche und religiöse Freiheit ganz wirr miteinander verquickten. Daß sie Lehre Luthers im Bezirk nicht unbekannt war, beweist die Fürsprache der Nagolder Bürger für den Prediger Mantel, der seit 1523 auf Hohennagold als Märtyrer seines Glaubens gefangen satz. Aber noch vergingen Jahre, bis Her­zog Ulrich wieder einziehen konnte, und er war in der langen Zeit der Demütigung in mehr als einer Beziehung ein anderer geworden;

Bild 217: Lutherlinde bei Lengenloch. Tafel des Buntsandsteins.