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Truchsessen Georg von Waldburg mit der Niederwerfung des Aufstands beauftragt, und dieser übte furchtbare Rache. Nachdem er in anderen Landesteilen die Bauern niedergeworfen hatte, zog er gegen das Hauptheer der Bauern, das sich bei Herrenberg gesammelt hatte, aus der Gegend von Rottenburg heran; er konnte zwar nicht verhindern, daß Herrenberg in die Hände der Bauern fiel. Diese mutzten aber weichen, als der Truchsetz mit starker, geübter, wohlausgerüsteter Hee­resmacht heranzog. Die Bauern zogen sich in das Wiesengelände zwi­schen Böblingen und Sindelfingen zurück, wo sie eine günstige Stellung bezogen. Dort kam es am 12. Mai 1525 zu einer blutigen Schlacht. Die Bauern wehrten sich tapfer, aber sie waren der Kriegstüchtigkeit desBauernjörg" und seines geübten Heeres nicht gewachsen. Tau­sende von Bauern bedeckten das Schlachtfeld; eine große Zahl wurde gefangen; an ihnen übte der Henker des Schwäbischen Bundes ein furchtbares Blutbad aus.

Erreicht worden ist so gut wie nichts durch dieses furchtbare Blut­vergießen; die wirtschaftlichen Forderungen der Bauern fanden erst viel später Berücksichtigung; die religiösen Forderungen hatten unter den damaligen Verhältnissen für zunächst keine Aussicht auf Erfüllung. Die Haltung der Bauern hat der Sache der Reformation eher gescha­det. Ruhe und Friede kehrte im Lande erst wieder ein nach der Rück­kehr Herzog Ulrichs nach der Schlacht bei Lauffen am 13. Mai 1534, an der auch je ein Fähnlein Nagolder und Wildberger teilgenommen hatte. Noch lange zitterten aber im Volk die schlimmen Folgen dieser Bauern-Revolution, die Erbitterung der Stände und die mannigfache Schädigungen und Strafen, die der Aufstand im Gefolge hatte, unter hoch und nieder, in Stadt und Land nach.

Abgaben und Leistungen der Bürger in früherer Zeit

Daß unsere Voreltern von altersher für die Landesherrschaft und für gemeinsame Zwecke zu Abgaben herangezogen worden sind, ist uns von selbst klar. Wir haben auch bei der Geschichte des Bauernkriegs gehört, daß man schon damals sich durch die Steuern bedrückt fühlte. Beden" nannte man sie in früherer Zeit. Sie waren aber in man­cher Beziehung ganz anders beschaffen als heutzutage. Was man heute zu leisten hat, das sagt uns der Steuerzettel genau in Mark und Pfennig, und dabei werden heute alle Einkommensteile möglichst gleichmäßig berücksichtigt und zu Grunde gelegt. Einst bestanden die Abgaben vorwiegend in der Abgabe von Naturalien; auch an Eeld- abgaben, genannt Hellerzinse, fehlte es nicht. Diese Abgaben find auch viele Jahrhunderte hindurch sich immer gleich geblieben; reichten die gewöhnlichen Steuern, die Ordinarsteuern, nicht zu, so griff man zu einer außerordentlichen Steuer. So konnte im Fall eines Kriegs der zwanzigste, fünfundzwanzigste oder dreißigste Teil eines Einkommen­teils zu den anderen Abgaben hin einverlangt werden. Eine gewöhn­liche Steuer war die Ablosungshilfe, die zur Abtragung der Schulden des Landes diente. Aus der späteren Zeit des Mittelalters stammt