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drungen war, ernste Frömmigkeit in stiller Zurückgezogenheit, in Krankenpflege, in der Fürbitte für die Verstorbenen auf deren Gräbern, in beschaulicher Versenkung in Gott. Zn dem Nonnenkloster in Oberkirch hatten die Beginen eine durchaus geeignete Stätte für ibre frommen llebungen. Ihren Lebensunterhalt erwarben sie sich teils durch fromme Stiftungen, teils durch Unterstützung seitens der Kranken, die sie pflegten, teils indem sie wie die Bettelorden um mildtätige Gaben baten.
Eine solche Beginensammlung befand sich auch in Wildberg. Zn einem jetzt noch erhaltenen Haus (nahe beim Gasthaus z. Hirsch) hatten diese Nonnen, etwa 10 an der Zahl, ihre bescheidene Wohnung. Das Beginenklösterlein in Effringen mag gleichzeitig mit den genannten Beginenhäusern gestiftet worden sein, es war aber nicht an die Dominikaner, sondern an die Franziskaner angeschloffen.
Die früheste Zeit der Stadt Wildberg
Die römischen Funde in Wildberg beweisen, daß da, wo sich die Stadt Wildberg befindet, seit ältester Zeit menschliche Siedlungen waren. Aus der Alemannen- und Frankenzeit erfahren wir allerdings sehr wenig von Wildberg selbst; dagegen war die nächste Umgebung rechts und links der Nagold: Effringen, Emmingen, Pfrondorf, Eültlingen, Sulz schon früh von Alemannen bewohnt. Um so reicher fließen die Quellen aus späteren Jahrhunderten. Die Gründung der Stadt schließt sich ohne Zweifel an die Gründung der Burg und die Herrschaft der Hohenberger Grafen an. Mit Nagold war Wildberg um 1230 hohenbergischer Besitz geworden. 1237 tritt der Name der Stadt erstmals auf. Der Name bedeutet einen unbewohnten, unbebauten Berg. Dieser sich weit in eine Nagoldschleife vorschiebende Berg war für die Erbauung einer Burg unter den damaligen Verhältnissen sehr einladend. Die Grafen von Hohenberg, die ein weitausgedehntes Gebiet in schwierigen Zeiten zu regieren hatten, errichteten an Punkten, die ihnen als Stützpunkte ihrer Macht geeignet schienen, Herrschaftssitze, wo sie selbst von Zeit zu Zeit Hof hielten; für gewöhnlich lag die Verwaltung in den Händen ihrer Dienstmannen. Graf Burkhard III. (1237—53), ein tatkräftiger, umsichtiger Mann, mag der Erbauer auch dieser Burg gewesen sein. Mit der Erbauung der Burg verband er aber zugleich die Erbauung der Stadt, ähnlich wie es bei Altensteig war. Der Graf, zugleich ein warmer Freund der Kirche, baute etwas später auch das Kloster Reuthin auf dem anderen Ufer der Nagold. Dieser Wohltäter von Wildberg und Reuthin starb aber eines plötzlichen Todes: Als er einst auf seiner Burg in Wildberg weilte und seine Heimreise zu Pferd nach Rottenburg antrat, wo die Hauptburg war, wurde er unterwegs zwischen Gültlingen und Dek- kenpfronn von einem furchtbaren Gewitter überfallen. Er war seinem Gefolge vorausgeritten; da zuckte aus der Gewitterwolke der Blitzstrahl und traf den Grafen. Er stürzte sofort zu Boden, und als das Gefolge ihm zu Hilfe eilen wollte, lag er schon entseelt am Boden. Zur