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schon eine Burg dort war. Andere Umstände weisen darauf hin, daß um jene Zeit in Altensteig eine Kirche oder eine Kapelle vorhanden war, welche die Missionskirche für die ganze Umgebung war und als kirchlicher Sammelpunkt für die ganze Gegend vom Köllbach bis zum Enztal diente. Diese Kirche ist die Kirche in Altensteig-Dorf; dieselbe zeigt sehr alte Spuren, wobei aber nicht ausgeschlossen ist, daß an ihrer Stelle schon vorher eine andere Kirche oder Kapelle vorhanden war.
Die um 1100 schon vorhandene Burg in Altensteig befand sich auf dem rechten Ufer der Nagold auf einer weit in einen Nagoldbogen sich vorschiebenden Bergzunge. Die Burg hieß „zum Turm bei Altensteig", in der Nähe des heutigen Kriegerdenkmals; heute noch heißt das Feld in der Nähe Turner- (— Turm) seid, und die Steige, die dort hinaus führt, Turnersteige. Von dieser Burg auf dem „Schloßberg", neuerdings mit hübschen Anlagen bepflanzt, zeugen noch wenige Spuren; eine Urkunde von 1624 meldet, daß „zum Turm ein alt Burgstall bei Altensteig an der Nagold abgegangen und nur noch ein gemauert Wand aufrecht vorhanden sei." Die Burg selbst mag von kleinerem Umfang gewesen sein, wie dies bei den meisten dieser ältesten Burgen der Fall war. Die Inhaber dieses Schlosses waren Lehensleute der Nagoldgaugrafen, später der Pfalzgrafen von Tübingen, und noch später der Grafen von Hohenberg. Diese Ritter waren mit der Aufsicht über das Waldgebiet an der oberen Nagold betraut. Es war eine Familie mit den früheren Herren von Berneck, den Vögten von Wöllhausen und den Herren von Hornberg und von der Fautsburg (bei der Rehmühle). Im Jahr 1396 erscheint Graf Eberhard der Milde in Altensteig; er war auf einem Rachezug begriffen für den schmählichen Ueberfall im Wildbad gegen den Grafen Wolf von Eberstein; Eberhard forderte, daß die Burg zum Turm ihm stets offen sein sollte. Die Forderung wurde aber abgelehnt. Die früheren Herren der Burg scheinen sich schon vorher aus der Gegend verzogen zu haben; so wird um das Jahr 1360 berichtet, daß Wolf von Altensteig das Mannlehen Bünswangen (bei Göppingen) erhalten habe. 1386 hatte Heinrich von Neipperg diese Burg im Besitz; 1399 verkaufte Hug von Berneck den Turm zu Altensteig an den Markgrafen von Baden. Es ist wahrscheinlich, daß sich auch schon in jener frühen Zeit am Fuß der Burg einzelne Siedlungen gebildet haben, wie das bei andern Burgen auch der Fall war.
Aus jener Zeit mag auch der Ausdruck „Hälle" für das Gelände in der Nähe des „Turms" rühren; es war die Schloßhalde oder das Schloßhäldele. So erklärt sich, warum jenes Gelände ursprünglich im Besitz des Staates war, um dann später in Gemeindebesitz und noch später in das Privateigentum überzugehen. Noch mag hier darauf hingewiesen werden, daß damals zwischen Stadt und Dorf Altensteig nicht unterschieden wurde; das ganze Gelände, durch das die alte Steige führte, hieß eben Altensteig.