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Kriegszügen gegen den unbotmäßigen König Ottokar von Böhmen, der auf dem Marchfeld 1278 geschlagen wurde. Auch war der Hof in Rottenburg eine wichtige Pflegestätte für den Minnesang: Hartmann von der Aue und Heinrich von Ofterdingen mögen dort aus- und ein­gegangen sein; auch von Albert II. selbst haben wir noch mehrere Lieder. Dieser Graf ist der eigentliche Gründer der Stadt Rottenburg. Gegen ihre Untertanen übten diese Grafen ein freundliches Regiment; sie waren wohlmeinend und gegen die Armen und Notleidenden mild­tätig. Bekannt ist namentlich ihr kirchlicher Sinn: sie stifteten die Klöster Reuthin bei Wildberg und Kilchberg bei Sulz «.Neckar und machten zahlreiche Stiftungen für Kirchen und Kapellen und andere edle Zwecke. Allein diese Blütezeit war nur von kurzer Dauer. Die vornehme Hofhaltung in Rottenburg, die Erbauung ihrer vielen Schlösser, zu denen auch die Burgen in Nagold und Altensteig, Wild­berg und andern Orten gehörten, verschlangen ungeheure Summen. Am meisten hat zum Niedergang beigetragen die vielfache Teilung der Grafschaft. Schon bald, nachdem Nagold hohenbergisch geworden war, wurde im Jahre 1260 eine Teilung der Eesamtgrafschaft in zwei Ge­biete, deren Grenze im ganzen der Neckar bildete, vollzogen: der schon genannte Graf Albert H. erhielt den südlichen Teil mit oem Sitz in Rottenburg; Burkhard IV. erhielt das nördliche Gebiet mit dem Sitze Nagold. Burkhard IV. war der Begründer der Nagolder Linie. Für die Geschichte von Nagold war dieses Ereignis äußerst bedeutungsvoll: Nagold wurde der Sitz einer Landesherrschaft; nun wurde die Burg Hohennagold den Zeitverhältnissen entsprechend ausgebaut. Es ist nicht unmöglich, daß schon vorher auf Hohennagold eine Burg gestan­den ist; allein da jetzt Nagold der Sitz einer Regierung war, die Städte und Dörfer unter sich hatte, mußte das Schloß erweitert wer­den. Auch bauliche Gründe sprechen dafür, daß um jene Zeit nam­hafte Teile der Burg gebaut worden sind, wenn auch später noch wei­tere Bauten dazugekommen sein mögen. Auch ist anzunehmen, daß da­mals die Stadt Nagold wie andere zur Herrschaft gehörige Städte ihre Ringmauern erhalten hat. Für die weitere Entwicklung Nagolds und der anderen Städte, besonders für die Zahl der Bewohner und für das Aufblühen des gewerblichen Lebens neben dem Ackerbau ist dieser Schritt des Erafengeschlechts sehr förderlich gewesen. Während nun aber die obere Grafschaft Hohenberg ihren Besitz ungeschmälert er­halten hat, ging die Teilung in der Nagolder Linie weiter. Schon um das Jahr 1300 wurde die Herrschaft Nagold auch geteilt, und zwar in einen Nagolder Teil mit Nagold, Haiterbach, Jselshausen, Schie­tingen, Bösingen, Beihingen, Schwandorf und Bondorf und der Schirmvogtei über das Johanniter-Haus Rohrdorf, und in einen Wildberger Teil mit Wildberg, Altensteig, Bulach, Ebhausen, Sulz, Gültlingen und andere (nachher zu nennenden) Ortschaften. Den Na­golder Teil erhielt ein Graf Otto I., den Wildberger Teil Graf Burk­hard V. Das waren freilich jetzt kleine Herrschaften geworden im Ver­gleich zur ursprünglichen Grafschaft Hohenberg.