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Aber das Teilen nahm trotzdem noch weiteren Fortgang. Die Wildberger Linie spaltete sich nochmals 1355 in einen Altensteiger und in einen Bulacher Teil; den ersteren erhielt Graf Konrad I., den Bu- lacher Teil Burkhard VII.; die Stadt Wildberg sollte beiden Grafen gemeinsam sein. Welche Ortschaften dabei den einzelnen zugewiesen wurden, wird an anderer Stelle besprochen werden.

Nun waren es 4 Herrschaften geworden; die Einkünfte verminder­ten sich; die Kosten vermehrten sich; die Schulden der Hohenbergischen Grafen wuchsen furchtbar. Das Unheil, das den Grafen schon länger drohte, konnte nicht mehr abgewendet werden. Die Grafen hatten schon bisher einzelne Dörfer und viele ihrer Güter, ja ganze Herrschaften verkaufen müssen; nun aber sahen sich sämtliche Grafen vor die Not­wendigkeit gestellt, ihre Besitzungen zu verkaufen. Den Anfang machte Graf Otto II. von Nagold. Er verkaufte 1363 seine Herrschaft Na­gold an Graf Eberhard den Ereiner von Württemberg, der schon länger auf diese Kaufgelegenheit gewartet hatte. Ebenso verkaufte Burkhard VII. 1363 seine Grafschaft Wildberg-Bulach an Pfalzgraf Rupprecht von der Pfalz, zuerst hälftig, im Jahre 1377 auch die an­dere Hälfte. Auch die Herrschaft Altensteig ging um jene Zeit ver­loren. Darüber wird später Näheres gesagt werden. Aber auch die obere Grafschaft Hohenberg mit Rottenburg ging verloren: Graf Ru­dolf III. verkaufte 1381 seinen ganzen Besitz mit Hohenberg, Obern­dorf, Horb, Rottenburg, Schömberg, Binsdorf, Haigerloch, Ebingen, Dornstetten und vielen anderen Ortschaften an Herzog Leopold den Frommen von Oesterreich um 66 000 Gulden.

Damit hat die einst so glänzende Herrschaft der Grafen von Hohen­berg ihr Ende gefunden; ihre Herrschaft hat für unseren Bezirk Spu­ren hinterlasse,l, die auch heute noch deutlich erkennbar sind.

Unsere Städte

Unser Bezirk zählt neben 33 Dörfern auch fünf Stadtgemeinden. Wie kam es, daß sich gerade diese Ortschaften zu Städten entwickelt haben? Weder die Lage noch die Grütze noch das Alter kann dabei den Ausschlag gegeben haben. Wenn wir die Geschichte dieser 5 Orte ins Auge fassen, finden wir, datz ihre Entwicklung von Anfang an eine andere war als bei den andern Gemeinden. Während bei den Dör­fern der Ackerbau allein entscheidend war, hat bei diesen fünf Ge­meinden von Anfang an noch ein anderer Einfluß maßgebend mitge­wirkt. Es war eine Herrschaft oder ein größeres Herrschaftsgut vor­handen, das dem Leben der Gemeinden sein Gepräge gab; man brauchte Mühlen, Schmiede, Schreiner, Zimmerleute, Steinhauer; man brauchte auch eine Herberge für Fremde; man brauchte Vorräte für Krieg und Frieden. Die Eigenwirtschaft, wie sie in den rein ländlichen Gemeinden üblich war, genügte hiefür nicht; Arbeitsteilung und be­stimmte Berufe wurden notwendig. Und diese Orte wurden dann auch zugleich Mittelpunkte für die Nachbarorte; die Herrschaft führte beson­dere Tage ein, an denen die nötigsten Erzeugnisse auch für die Um-