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Weg und da waren Überschreitungen und gewaltsame Eingriffe nicht ausgeschlossen. Wie es bei den kleinen Besitzern war, so war es auch bei den großen, bei den Herrschaften; auch diese gingen darauf aus, ihren Besitzstand zu vergrößern, und dabei verfuhr man nicht immer nach Recht und Gewissen. Da mußte man sich mit dem Schwert um sein Recht wehren; man brauchte Stätten, wo man vor dem Feind sicher war oder jedenfalls hoffen konnte, sich erfolgreich gegen Angriffe von außen zu wehren; man brauchte feste Stützpunkte für seinen Besitz und seine Macht. Man hatte ja auch nicht nur sich selbst mit Hab und Gut zu schützen; man hatte die Verpflichtung, die Rechte und Interessen der Schutzbefohlenen zu vertreten.
Die Anlage der Burg war eine äußerst mannigfaltige; man richtete sich nach der Beschaffenheit des Geländes, nach dem Maß der Macht und der Mittel, die man besaß. Aber in zwei Punkten glichen sich alle Burgen: man baute sie auf Bergen, um bei einem Angriff die Oberhand zu haben, und man brachte möglichst viele Mittel zur Befestigung in Anwendung. Deshalb wählte man gern eine Bergnase, um die Oertlichkeit tunlichst auszunützen. War ein Bergsattel vorhanden, so benutzte man ihn als Graben mit Wall; war kein solcher vorhanden, so durchbrach man den Berg mit einem Graben und warf einen befestigten Wall auf; häufig deckte man die Burg mit einem starken Burgmantel, mit Türmen und Wehrgängen. Die Ringmauern wurden ebenfalls mit Türmen, mit Schießscharten und festen Toren versehen; bei großen Burganlagen umgab man die Burg auf einer oder mehreren oder auch auf allen Seiten mit mehreren Mauern und einem Zwinger. Der festeste Punkt der Burg war der Bergfried, ein starker Turm, der als letzte Zufluchtstätte diente; von demselben führte manchmal ein unterirdischer Gang zu einer verborgenen Stelle ins Freie. Innerhalb der Burg waren die Wohngelasse für die Herrschaft, die Räumlichkeiten für die Dienerschaft, die Küche, die Stallungen und Vorratsräume; meist befand sich in der Burg auch eine Kapelle. Von den Burgen des Bezirks war Hohennagold die am besten und am stärksten ausgebaute. Aber auch die Burgen in Altensteig und Wildberg waren trutzige, starke Bergfesten. Ihnen reihen sich die Schlösser in Verneck und Unterschwandorf an. Freilich sind alle diese Burgen im Lauf der Jahrhunderte umgebaut worden; aber wir vermögen doch überall noch die ursprüngliche Anlage mit dem Zweck der Befestigung zu erkennen.
Die Zahl der Burgen in unserer Heimat war viel größer, als wir zunächst vermuten. So war auch in Haiterbach, in Ebhausen, in Eült- lingen und noch an anderen Orten eine Burg; einzelnstehende Burgen waren die Burg Schilteck bei Simmersfeld, die Burg Mandelberg bei Bösingen, die Burg „zum Turm" bei Altensteig, die Burgen Haselstall und Eaißberg bei Eültlingen. Die so früh wieder abgegangenen Burgen waren meist sehr alt, weniger fest gebaut, auch kleiner in ihrer Anlage; nur noch schwache Reste erinnern an sie.
Unsere Burgen und Burgruinen sind Zeugen der Vergangenheit;