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Jselshausen. Der Belehnte bezahlte an den Lehensherrn bestimmte Abgaben an Getreide, Vieh, Hühnern. Besondere Abgaben waren vor­geschrieben für den Todesfall des Lehensmannes oder des Lehens­herrn; da muhte das Lehensverhältnis erneuert werden, worüber dem Belehnten ein Lehenbrief ausgestellt wurde.

Es ist noch nicht gar so lange her, daß das Lehenswesen, das unse­ren heutigen Vorstellungen ganz fremd geworden ist, das aber in das Leben unserer Vorfahren tief eingriff, aufgehört hat. Nach langen Ver­handlungen sind die bestehenden Lehensbestimmungen, die nicht mehr in die Zeit pahten, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf­gehoben worden.

Unsere Burgen

Noch heute ist eine Reihe von Berghäuptern in unserem Bezirk mit Burgen oder Burgruinen gekrönt; sie bilden alle Zeit reizvolle Anziehungspunkte für alt und jung. Einst aber wa­ren die Burgen nicht bloh Zierden für die Gegend, auch nicht bloß schöne Her­rensitze oder gar Stätten der Bedrückung für die unten Wohnenden, sondern sie sind aus einem Bedürf­nis der Zeit heraus­gewachsen und haben lange Jahrhunderte ihre Bestimmung erfüllt, um, nachdem ihre Zeit gekom­men war, wieder zu ver­schwinden oder in den Hintergrund zu treten.

Burgen in allgemeinem hat es von jeher gegeben:

Die Kelten hatten Flich- burgen, die Römer bauten Wachtürme, Kastelle, feste Mauern. Aber Burgen im eigentlichen Sinn kamen doch erst in der Karolingerzeit auf. Das mögen wohl sehr einfache Bauten gewesen sein: Wohnhäuser, die mit einer Mauer umgeben waren. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch Hohennagold schon in jener frühen Zeit eine Burg hatte, die dem Königshof Schutz geben sollte. Als aber die An­griffswaffen vervollkommnet wurden, mutzte die Befestigung eine stär­kere werden. Diese vervollkommneten Burgen kamen erst im 11. und 12. Jahrhundert auf und hatten ihre Blütezeit vom 13. bis 18. Jahr­hundert, worauf sie durch Einführung der Feuerwaffen ihre Bedeut­ung verloren. Burgen waren für jene Zeit durchaus unentbehrlich; die Rechtsverhältnisse, der Besitz, die Markungen, die Grenzen waren noch nicht feststehend wie heute; da trat leicht einer dem anderen in den

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Bild 199: Ruine Mandelberg an der Waldach.