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Gelegentlich wirken bei der Höhe der Bevölkerungszahl noch andere Ursachen mit, wenn etwa aus religiösen Gründen eine Aboder Zuwanderung zu einzelnen Gemeinden erfolgt. Entscheidend für die Anhäufung der Menschen auf bestimmtem Raum sind aber die wirtschaftlichen Verhältnisse. Sie sind der Nährboden, der ihnen Lebenskraft und Lebensmöglichkeit gewährt.
Die Grundzüge der Bevölkerungsverteilung waren im Jahr 1826 (s. Karte S. 170) dieselben. Auch hier treten Gäu und Heckengäu durch dichter wohnende Bevölkerung hervor im Gegensatz zu dem menschenarmen Schwarzwald. Die gewerblichen Siedlungen, in erster Linie die Städte, zeichnen sich auch hier durch größere Menschenanhäufung aus. Ein Vergleich beider Karten ergibt, daß der Schwarzwald auf Grund der Land- und Forstwirtschaft nur eine beschränkte Zahl von Menschen zu ernähren vermag. Die Nährquelle fließt hier langsamer und spärlicher. Wo Gewerbe und Industrie hinzukommen, wie im Murgtal, findet eine größere Zahl von Menschen ihr Fortkommen. Es ist eine reizvolle Aufgabe für Mußestunden, bei den einzelnen Gemeinden die Entwicklung ihrer Bevölkerungszahl an Hand der beiden Karten in den letzten 100 Jahren zu verfolgen. Eine größere Anzahl ist ungefähr gleich geblieben, einige (z. B. Wildberg) sind zurückgegangen und andere weisen eine starke Zunahme auf. Bei letzteren wirkt die Entwicklung von Gewerbe und Industrie sowie die Gunst der Verkehrslage, namentlich die Lage an der Eisenbahn in entscheidender Weise mit. Es ist eine dankbare und lohnende Aufgabe, bei jeder Gemeinde den Gründen dieser Entwicklung in den letzten 100 Jahren nachzugehen und dann die gewonnene Einsicht in die Tat umzusetzen.
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Bild 172. Mühle bei Rotfelden.