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Zur Wirtschaft- und Siedlungskunde

Von E. Knödler

Eäu und Schwarzwald sind natürliche Landschaften mit scharf aus­geprägten Zügen. Dies zeigt sich nicht nur in der Erd- und Land­schaftsgeschichte unserer Heimat, sondern auch das Leben von Pflanze, Tier und Mensch wird entscheidend beeinflußt. Um diese Gegensätze klar zu erkennen, dürfen wir uns nicht an die mehr oder weniger zu­fällig entstandenen Grenzen des Bezirks halten, sondern müssen über sie hinausgreifen. Der Bezirk Nagold ist in unseren Karten hervorge­hoben durch eine breitstrichpunktierte Grenzlinie. Teile von vier an­grenzenden Oberämtern sind berücksichtigt: Calw (etwa bis zur untern Teinach), Herrenberg, Horb und Freudenstadt. Fast durchweg wurde auf die kleinsten politischen Einheiten, die Gemeinden mit ihren Mar­kungen zurückgegangen. Nur so ließen sich die Gegensätze zwischen Gäu und Schwarzwald in Wirtschaft und Siedlungen klar herausarbeiten.

I. Wirtschaftskunde Land- und Forstwirtschaft

Die Landwirtschaft im weiteren Sinn gewinnt pflanzliche und tieri­sche Erzeugnisse. Zu ihr gehören daher auch Forstwirtschaft, Gärtnerei und Fischerei. Landwirtschaft im engeren Sinn ist nur die Verbin­dung von Ackerbau und Viehhaltung.

Land- und Forstwirtschaft sind in hohem Maße abhängig von den natürlichen Verhältnissen, d. h. von Klima und Boden. Der Mensch kann diese Verhältnisse nur in bescheidenem Maße ändern. Meist bleibt ihm nur übrig, sich in Wirtschaft und Siedlungen ihnen anzu­paffen.

Der Boden

Unter Boden versteht man den obersten lockeren Teil der Erdrinde, der eine Decke höher entwickelter Pflanzen zu tragen vermag. Unsere Karte zeigt 5 Gruppen von Bodenarten: Lößlehm-, Lettenkohle-, Muschelkalk-, Buntsandstein-, kalkreiche Buntsandsteinböden, sowie Bö­den von Granit, Gneis und Rotliegendem.

Die Lößlehm- und Lettenkohleböden sind im Eäu, östlich der Oberamtsgrenze verbreitet und bedingen dessen hohe Frucht­barkeit. Die Lettenkohle liefert feuchte, schwere, mergelige Ton­böden von großem Mineralreichtum (Kalk, Dolomit, Kali). Sie ge­hören zu den besten und fruchtbarsten Württembergs. Der Lößlehm enthält fast alle pflanzlichen Nährstoffe. Aber der im ursprünglichen Löß vorhandene Gehalt an kohlensaurem Kalk ist zum großen Teil ver­schwunden, was seine Güte beeinträchtigt. Die Lößlehmböden sind mild oder mäßig schwer und liefern bei Zufuhr von Düngekalk reiche Erträge. Besteht ihre Unterlage aus reinem, kalkreichen Löß, so sind