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Ist diese Art der Verbreitung zufällig oder liegen ihr bestimmte Ursachen zugrunde? Bei Vergleich der Siedlungs- mit der Bodenkarte ergibt sich, daß die Eewannsiedlungen auf den ertragreichen Böden des Gäus und Heckengäus sowie auf den ton- und besonders kalkreichen des Heckengäurandes Vorkommen, also durchweg auf gutem Boden. Die Schwarzwaldstedlungen dagegen sind im ganzen mit den nährstoffarmen Bodenarten verbunden. Die östliche Grenze der Waldhufenflur fällt ziemlich genau mit der Westgrenze des ertragreicheren Sandbodens zusammen; natürlich kann es sich um keine scharf ausgeprägte Linie hier handeln, sondern um einen schmäleren Erenzsaum. Diese Grenze ist nun landwirtschaftlich von gewichtiger Bedeutung. Die Darlegungen sowie die entsprechenden Karten haben gezeigt, dah westlich dieses Saumes der Dinkel und Weizen rasch verschwindet, weil ihr Anbau auf dem leichten Boden zwar noch möglich, aber gänzlich unwirtschaftlich ist. Ebenso ist es bei einer Reihe anderer Gewächse. Es beginnt hier eine ganz andere Art der Wirtschaftsweise. Die Dreifelderwirtschaft verschwindet und macht Platz der Feldgraswirtschaft mit Wechsel von Acker- und Wiesenfläche, verbunden mit ausgedehnter Viehhaltung (s. Wasbodenkarte S. 110, Karte der Anbaustreifen S. 146). Diese Wirtschaftsweise stimmt ebenfalls ziemlich überein mit dem Gebiet der Waldhufen- und Taglöhnersiedlungen. Nur die Gegend von Dornstetten macht eine gewisse Ausnahme. Doch ist hier zum größeren Teil die Dreifelderwirtschaft in Uebung. Die beiden Siedlungsarten der Eewannstedlung und der Waldhufendörfer stellen zwei verschiedene Welten dar, die eine ist ein Wesenszug der Eäuland- schaft (einschließl. Heckengäu und -Rand) und die andere ein Charak- terzug des Schwarzwaldes.
Wie sind nun im Laufe der Geschichte diese Siedlungen verschiedener Art entstanden? In dem Abschnitt über „die urgeschichtliche Besiedlung der Nagolder Landschaft" wird gezeigt, dah wir es im Gebiet der Steppenheide, d. h. im Gäu und Heckengäu mit einer seit Jahrtausenden offenen Landschaft zu tun haben, in welcher der Wald keine große Rolle mehr spielte und so Land für diese frühen Siedler mit ihren einfachen Werkzeugen reichlich zur Verfügung stand. Gäu und Heckengäu sind somit altbesiedeltes Gebiet. Unsere heutigen Dörfer verdanken meist ihre Gründung den Alemannen, die etwa in das 5. Jahrhundert n. LH. fällt. Charakteristisch für diese Siedlungen sind die Ortsnamen auf ingen und heim. Unsere Eewannsiedlungen haben somit schon ein hohes Alter; sie finden sich in einer seit Jahrtausenden offenen Landschaft mit gutem Boden und mehr festländischem Klima.
Die Gründung der Waldhufendörfer gehört einer viel späteren Zeit an. Sie erfolgte nach allgemeiner Annahme im 11. und 12. Jahrhundert. Erst eine gewisse Bevölkerungszunahme und damit verbundener Landhunger hat den Anstoß zum Eindringen in den Wald und zur Neuanlage von Dörfern dort gegeben. Noch heute ist ein breiter, fast lückenloser Waldgürtel dem Waldhufengebiet nach Osten vorgela-