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dratischer, rechteckiger oder ähnlicher Form. Wohn- und Wirtschaftsgebäude liegen in der Regel etwa in der Mitte des Besitzes, so daß alle Teile der Flur auf kürzestem Weg rasch zu erreichen sind. Als Beispiele seien genannt der Sindlingerhof auf Markung Unterjettingen, der Dürrenhardter Hof aus Markung Eündringen, der Trölles- hof auf Markung Effringen, der Aisbachhof auf Markung Eaugen- wald u. a. Zu großem Feld-, auch Waldbesitz, kommt gewöhnlich ein großer Viehstand.
Taglöhnersiedlungen
Eine eigentümliche Siedlungsart find die ausgesprochenen Taglöhnersiedlungen im Enz- und Murgtal: Enztal, Enzklösterle, Baiers- bronn, sowie Teile von Kloster-Reichenbach, Röt und Huzenbach. Aeußerlich betrachtet stimmt das Siedlungsbild mit dem der Einzelhöfe überein; ihr wirtschaftlicher Charakter ist aber ein ganz anderer. Vorweg sei bemerkt, daß das Wort Taglöhner im Schwarzwald einen etwas anderen Sinn hat als im Unterland, wo man darunter gewöhnliche Leute versteht, die keinen oder nur geringen eigenen Grundbesitz und auch kein eigenes Vieh haben. Das ist im Schwarzwald anders. Diese Leute besitzen gewöhnlich 1—2 Hektar, manchmal auch 3—4 Hektar Aecker und Wiesen, öfter ebensoviel Wald und bis zu 4 Stück Vieh. Für die Ernährung der Familie reicht dieser Grundbesitz aber nicht aus, und so sind die Leute gezwungen, andere Arbeit zeitweilig oder dauernd anzunehmen: im Staats- und Eemeindewald, als Holzfuhrleute, bei den Bauern. Die Bezeichnung „Taglöhner" ist entstanden im Unterschied zu den „Bauern" mit größerem Feld- und Waldbesitz und ansehnlichem Viehstand. Sie sind imstande daraus ihre Familie zu ernähren und verfügen namentlich durch ausgiebigen Waldbesitz über einen behäbigen Wohlstand. Sie sind die alten Hufenbauern, bei denen man mancherorts ganze und halbe unterscheidet, je nachdem der Hof geteilt wurde oder nicht. In den meisten Waldgemeinden wohnen Bauern und Taglöhner nebeneinander. In Simmersfeld machen letztere etwa die Hälfte der Erwerbstätigen aus; ähnlich ist es in Eöttelfingen und Aichelberg.
Ein Bild von einer ausgesprochenen Taglöhnersiedlung, wo gewöhnlich nur einige oder gar keine „Bauern" Vorkommen, gibt die Karte von Mittelenztal. Die Feldmarkist lang und schmal, dehnt sich im Talgrunde und den unteren Hängen des Tals aus und ist zu beiden Seiten von Wald eingeschloffen. Sie ist sehr klein und beträgt bei Enztal nur den hundertsten Teil der Markung, ebenso bei Baiers- bronn. Die gesamte übrige Fläche gehört dem Wald. Die Feldflur setzt sich hauptsächlich aus Wiesen zusammen. Rechnet man die Was- bodenstücke hinzu, so machen die mit Gras genutzten Flächen bei Enztal und Baiersbronn über V» der landwirtschaftlich benützten Fläche aus, so daß für den Anbau von Roggen und Kartoffeln nur kleine Ackerstücke übrig bleiben. Nach der Heuernte, wenn die Wiesen abgemäht sind, lugen die verstreuten Roggen-, Haber- und Kartoffeläcker aus der Feldslur heraus wie Inseln aus dem Wiesenmeer.