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Wie kommt dieser Wasserstein in unser Trinkwasser? Das Regenwasser ist ja überall fast gleich rein. Dampfen wir es ein, so bleibt nichts übrig. Nun sickert dieses Regenwasser in den Boden ein. Im Schwarzwald findet es auf seinem unterirdischen Wege fast nur Sandsteine, von denen es kaum etwas auflösen kann. Deshalb tritt es als Quelle fast genau so rein wieder zutage, wie es als Regenwasser niederfiel. Nur enthält es etwas mehr Kohlensäure, die ihm den erfrischenden Geschmack verleiht. Läßt man aber dieses Quellwasser längere Zeit stehen, oder erwärmt man es gar, so steigt die Kohlensäure in Form von kleinen Bläschen auf und entweicht. Das Wasser ist dann
„abgestanden" und schmeckt „schal", „fad".
Im Gäu dagegen trifft das eindringende Regenwasser auf seinem unterirdischen Wege Kalk, Gips. Von diesem kann das Wasser auflösen und zwar im Liter an Gips 2,2 Gramm, an Kalk 0,1 Gramm, wenn Kohlensäure im Wasser vorhanden, bis 1,1 Gramm. Nun sättigt sich das Wasser allerdings mit diesen Stoffen nicht vollständig. Meist enthält es nur je V» — V« Gramm Kalk und Gips. Doch das genügt, um beim Eindampfen so viel Kesselstein zu erzeugen.
Das harte Gäuwasser hat also zahlreiche Nachteile gegenüber dem weichen Schwarzwaldwasser. Vis zu einem gewissen Grad kann man sich dagegen schützen. Man benützt zum Waschen Regen- oder Schneewasser oder wenigstens Wasser aus der Nagold, das weit weniger Wasserstein enthält als das Trinkwasser. Auch kann man durch Zusatz von Soda oder etwas Wasserglas aus dem harten Wasser einen Teil des Gipses und Kalkes ausscheiden und so Seife sparen. Beim Seifen der Hände nehme man wenig Wasser, dann bildet sich der Schaum viel rascher. Beim Kochen der Hülsenfrüchte kann man durch Zusatz von etwas doppeltkohlensaurem Natron das Hartwerden der Erbsen und Linsen verhüten. Im Wasserschiff mutz der Kesselstein von Zeit zu Zeit entfernt werden. Auch ist es gut, kupferne Wasserschiffe zu nehmen, da diese nicht so leicht durchbrennen. Den Wasserstein, der sich in Wasserflaschen und Trinkgläsern in Form von weißen Ringen angesetzt hat, entfernt man am besten mit etwas Salzsäure, die ihn auflöst.
Doch auch das weiche Wasser hat seine Nachteile. Es ist oft so rein, daß es ein Magen, der nicht daran gewöhnt ist, nicht verträgt. Um vorzubeugen, setzt man dem Wasser vor dem Trinken etwas Zucker oder Saft zu oder itzt man vorher etwas. Bei der Schwarzwaldwasser-
'XD.
Bild 4. Stadtbrunnen von Altenstetg.