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harte Eäuwasser setzt also sehr viel Wasserstein ab. Und doch ist unser Trinkwasser ganz klar! Aber auch Salzwasser ist klar. Wie hier das Salz, so ist im Quellwasser der Wasserstein aufgelöst. Wir können ihn sofort sichtbar machen, indem wir das Wasser verdampfen oder verdunsten lassen. Spritzen wir einige Tropfen Eäuwasser auf eine blanke Fensterscheibe, so hinterlassen sie, sobald sie getrocknet sind, weiße „Wasserflecken", während bei Schwarzwald- oder Regenwasser das Glas völlig klar bleibt. Wenn man daher mit hartem Wasser die Fenster putzt, mutz man sie zuletzt gründlich trocken reiben, damit sie blank werden; und Trinkgläser darf man nicht bloß ausschwenken, sondern mutz sie sorgfältig ausreiben, sonst werden sie trübe. So viel Vorsicht und Mühe ist im Schwarzwald nicht nötig.
Wieviel Wasserstein unser Wasser enthält, können wir genau feststellen, indem wir 1 Liter Wasser in einem dünnen Glas verdampfen. Das Mehrgewicht des Glases ist gleich der Menge des Gelösten.*) Im Schwarzwald ist diese sehr gering, V-°—V" Gramm im Liter; im Gäu aber steigt sie auf V- Gramm und mehr im Liter. Verdampfen wir in einem Kessel 1 Kubikmeter Nagolder Trinkwasser, so beträgt der Rückstand über 1 Pfund (630—647 Gramm). Werden nun in einem Dampfkessel (Lokomotive, Fabriken) täglich einige Kubikmeter verdampft, so bildet sich an den Wänden eine mehrere Zentimeter dicke Kruste von Kesselstein. Das Wasser wird infolgedessen viel langsamer heiß (schlechter Wärmeleiter); und wird nicht der Kesselstein von Zeit zu Zeit entfernt, so brennt die Kesselwand durch und gefährliche Explosionen können erfolgen. Bei der Dampfheizung (Nagolder Krankenhaus) setzt sich der Kesselstein in den Heizröhren ab und diese wachsen (selbst bei einer Weite von 3—5 Zentimeter) in wenigen Jahren ganz zu und müssen erneuert werden.
Woraus besteht nun dieser Kesselstein? Wir übergietzen die weiß- graue Masse, die wir aus dem Wasserschiff (oder aus dem Wasserbecken aus dem Ofen) geholt haben, mit verdünnter Salzsäure: Ein lebhaftes Aufbrausen, Aufschäumen erfolgt; es bilden sich „Luftblasen". Genau dasselbe geschieht mit einem Kalkstein, den wir von der Straße holen. Nahezu die Hälfte des Kesselsteins besteht aus Kalkstein; und die Blasen, die wir beim Auflösen erhalten, sind gleicher Art wie die aus Limonade oder Bier aufsteigenden: Kohlensäure. Denn Kohlensäure ist ein Hauptbestandteil des Kalksteins (kohlensaurer Kalk). Außerdem enthält der Wasserstein noch Gips und Dolomit, einen dem Kalkstein verwandten Stoff.
*) Schulversuch: Man wiege ein dünnes Becherglas auf der Briefwage, dampfe darin unter wiederholtem Nachsüllen auf einem Ziegelstein im Ofen etwa 10 Liter Wasser ein und bestimme das Mehrgewicht, das Gewicht des Rückstands. Das Trinkwasser enthalt an gelösten Stoffen im Liter (in Milligramm): Schwarzwaldwasserversorgung 21—42, Altensteig 25, Gäuwasserversorgung 400, Sulz 350, Haiterbach 310—419, Nagold 630—647, davon Gips 168, Kalk und Dolomit 358. Im April 1925 enthielten unsere Flüsse gelöst: Steinach oberhalb Jselshausen 395, Waldach oberhalb Jselshausen 254, oberhalb Nagold 293, Nagold oberhalb Nagold 198 Milligramm im Liter, also noch nicht ein Drittel der Menge im Nagolder Trinkwasser.