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Grundlage und Ausgangspunkt der späteren Stadt. Die Calwer Grafen trugen so indirekt zur Stadtgründung bei, hatten auf die weitere Entwicklung der Stadt jedoch keinen Einfluss, da das Dorf Sindelfingen sowie das Chorherrenstift bereits 1129 an die Welfen kam und im 13. Jahrhundert in den Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen. Diese gründeten 1263 die Stadt Sindel fingen, die sie neben dem Dorf vollkommen neu anlegen und befestigen liessen und ihr 1274 das Stadt - und Marktrecht verliehen.
Die Stadtbefestigung bestand aus einer trapezförmig angelegten Mauer, der ein Zwinger mit Wassergraben vorgelagert war.
Sie war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch fast vollständig erhalten. Kirche und Stiftsgebäude wurden nicht in die Ummauerung der Stadt einbezogen, waren jedoch auch von einer starken Mauer umgeben, die heute zum Teil noch erhalten ist.
Die Stadtmauer hatte ein Nord - und ein Südtor; wie fast in jedem mittelalterlichen Stadtkern verläuft die Hauptstrasse ( Lange Strasse ) von einem Stadttor zum anderen. Parallel zu ihr verläuft die Kurze Gasse, die sich weiter südlich beim alten Rathaus wieder mit der Hauptstrasse vereinigt. Es liegt hier also eine Zweistrassenanlage vor.
Schon bald nach der Stadtgründung setzte eine Ansiedlung ausserhalb der Mauern ein, der Mauerring wurde jedoch nicht erweitert. Seit 1540 befand sich auch der Marktplatz, der ursprünglich im Bereich der Langen Gasse und dem Stumpergässle lag, ausserhalb der Ummauerung beim oberen Tor. 1331 kamen Stadt und Stift an die Grafen von Württemberg und 1477 verlegte Graf Eberhard im Bart das Stift nach Tübingen und gründete stattdessen ein reguliertes Chorherrenstift, das bis zur Reformation bestehen blieb. 1478 wurde das erste Rathaus gebaut, das bis heute erhalten blieb und das 1958 zusammen mit dem 1592 erbauten neuen Rathaus ( heute Salzhaus genannt ) umgebaut wurde und heute das Kulturamt, die Stadtbücherei, das Heimatmuseum und Vortragsräume für die Volkshochschule beherbergt.
Im Gegensatz zu Calw spielte in Sindelfingen infolge der fruchtbaren Löss - und Lehmböden zunächst die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Daneben waren jedoch auch so ziemlich