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b. Hausformen
Auf der Enz - Nagold - Platte herrschte ursprünglich das Gehöft vor, während das Einhaus nur vereinzelt zu finden war.
Seit dem 17. Jahrhundert ging ein starker Wandel zugunsten des Einhauses vor sich. Die meisten Neubauten dieser Zeit waren Einhäuser. Daneben war ein starker Rückgang in der Zahl der Gehöfte festzustellen, da diese oft in Einhäuser umgebaut wurden.Dieser Formenwandel hängt vermutlich eng mit der Ansiedlung der Tagelöhner zusammen, da diese nicht so viele Wirtschaftsgebäude benötigten; sie besassen in der Regel nur ein paar kleine Äcker und wenig Vieh.
Heute gibt es in den 33 Gemeinden der Enz - Nagold - Platte nur noch 360 Gehöfte gegenüber 1450 Einhäusern. Neben Gehöft und Einhaus ist fast in allen Gemeinden eine Zwischengruppe zu finden: Das Gehöft mit Einhaus als Hauptgebäude.
Hier handelt es sich um eine Rückentwicklung vom Einhaus zum Gehöft bei grösseren landwirtschaftlichen Betrieben. Nach Neugebauer - Pfrommer gehören heute nur noch 14 % der Gebäude in den Waldhufenorten der Enz - Nagold - Platte dem Gehöfttyp an, gegenüber 58 % Einhäusern und 3,6 % Gehöften mit Ein-
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haus als Hauptgebäude.
Stark im Wachsen begriffen ist daneben die Zahl der reinen Wohnhäuser, die heute 24 % der Gesamtgebäudezahl betragen.
Diese sind im Norden der Enz - Nagold - Platte am stärksten vertreten, da sich hier die Nähe des Industriezentrums Pforzheim auch deutlich im Hausformengefüge auswirkt. Durch die starke Zunahme der reinen Wohnhäuser seit 1950 verschwand auch die früher typische Verschindelung und wurde durch Putz ersetzt. Viele Bauern, die ihre Landwirtschaft aufgegeben haben, bauten ihre Höfe um, brachten Baikone an und nutzten die Scheuer als Garage. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs wurden auch viele Bauernhäuser zu Pensionen umgebaut. Die alten Scheunen wurden abgerissen, Hühnerställe und der für einen Hof typische Misthaufen verschwanden.
1) Neugebauer - Pfrommer: Die Siedlungsformen im nordöstlichen Schwarzwald und ihr Wandel seit dem 17. Jahrhundert, S. 85 f
2) ebenda: S. 87 f