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VII. Veränderungen im Siedlungsbild und in der landwirt­schaftlichen Nutzung seit dem 17. Jahrhundert

1. Wandel der Orts-, Haus- und Flurformen

a. Ortsform

Die stärksten Veränderungen im Siedlungsbild vollzogen sich zwischen 1690 und i960. Das Reihendorf mit Waldhufenflur, die ursprüngliche Siedlungsform der Enz - Nagold - Platte, blieb bis etwa 1690 in seiner reinen Form erhalten. Erst als um die­se Zeit eine starke Zunahme der Tagelöhneransiedlungen erfolg­te, trat eine Veränderung ein. Es entstanden Hofgruppen und Haufenweiler innerhalb der Reihendörfer und viele Reihendörfer verdichteten sich zu einem Strassendorf.So war zum Beispiel Martinsmoos bereits um 1840 kaum noch als Reihendorf zu er­kennen, sondern viel eher als Dorf mit komplexen Grundriss.

( Siehe Abbildung 18 )

Die Tagelöhnerhäuser haben sich oft zu einem haufenförmigen Ortskern zusammengeballt, der durch seine zentrale Lage teil­weise den ursprünglichen Charakter des Ortsbildes verdeckt hat. Solche 'Seldnerkolonien' können an den verschiedensten Stellen innerhalb des Dorfes auftreten, ihre Lage hängt je­doch hauptsächlich davon ab, wo den ersten Tagelöhnern All­mendstücke zur Ansiedlung zugewiesen wurden. Am häufigsten sind sie am Dorfrand zu finden.

Eine weitere Veränderung erfuhren die Waldhufendörfer auch durch die Vererbungssitte der Freiteilbarkeit. In Orten, wo die Realteilung üblich war, führte die Güterzersplitterung ebenfalls zu einem Ausbau der Allmenden und Hufen, was wieder­um zu einer Verdichtung und Vergrösserung des Ortes führte.

In jüngerer Zeit wurde das Ortsbild nochmals stark verän­dert durch den Bau moderner Arbeiterwohnhäuser, deren Zahl unter dem Einfluss der Pforzheimer Schmuckwarenindustrie, vor allem im nördlichen Teil der Enz - Nagold - Platte,stark an- stieg und noch ansteigt. Im südlichen Teil nimmt sie dagegen nur langsam zu, da hier die Industrie noch nicht so stark Fuss gefasst hat. Da hier in vielen Gemeinden ausserdem die