- 66 -
4. Die wirtschaftliche Entwicklung
a. Handel und Gewerbe
In den Waldhufendörfern der Enz - Nagold - Platte bildeten sich schon früh verschiedene Waldgewerbe aus. Viele Bauern gingen neben der Landwirtschaft einem Nebenerwerb nach und arbeiteten als Köhler, Harzer, Holzfäller usw. .
Auch das Handwerk war schon im Spätmittelalter, vor allem im Nagoldtal, stark vertreten. Die enge Tallage und die unfruchtbaren Böden erlaubten hier keinen ausgedehnten Ackerbau, und so musste sich die Bevölkerung ihren Unterhalt in anderen Erwerbszweigen sichern. Schon im 14. Jahrhundert wird durch die Nennung einer Walkmühle das Tüchmacherhandwerk belegt. Die Wolle wurde vom bäuerlichen Hinterland, vor allem dem Gäu, geliefert. Im 16. Jahrhundert entfaltete sich neben der Tuchmacherei eine neue Wollverarbeitungstechnik, die Zeugweberei. Neue Berufszweige kamen auf, die vor allem mit der Produktion und dem Vertrieb der Zeugwaren in Zusammenhang standen. So erlangte z. B. das Färberhandwerk eine wichtige
Stellung. Im Jahr 1650 schlossen sich 23 Färber und Handels-
1 )
leute zur Calwer Zeughandelskompanie zusammen.
Auf der Enz der Nagold und ihren Nebenflüssen kam im 17. Jahrhundert das Flössereiwesen auf. ( Siehe Waldaufwe^tung, Kapitel VI. 2. ) Am bedeutendsten war dabei die Langholz-
flösserei, bei der die Baumstämme mit Weiden zu sogenannten Gestören zusammengebunden wurden. Diese Flösse bestanden im allgemeinen aus 10 - 20 aneinanderhängenden Gestören, so dass sie bei durchschnittlich 150 Stämmen oft eine Länge von über 200 m erreichten. Im Jahr 1755 wurde eine Holzhandelsgesellschaft gegründet. Der Ausbau der Strassen und der Eisenbahnbau brachten dieses ehemals sehr bedeutende Gewerbe jedoch zum Erliegen. Neue maschinelle Verarbeitungstechniken machten
es ausserdem möglich, die gefällten Stämme schon an Ort und
2 )
Stelle zu verarbeiten.
An dieser Stelle soll auch noch kurz auf den Bergbau bei Neubulach eingegangen werden, da dieser im Mittelalter eine bedeutende Rolle gespielt hat. Der Anfang des Bergbaus in
1) Pfeiffer, G. ( Hrsg.): Der Kreis Calw, Heimat und Arbeit,
S. 97 ff.
2) ebenda: S. 103 f