Kurz vor der Hochzeit bezahlt der glückliche Bräutigam seinen Kameraden den „Ausstand" (Abschied), bestehend in einem Faß Gerstensaft. Zwei Tage vor der Hochzeit trifft auf festlich geschmücktem Wagen, begrüßt durch Böllerschüsse, die Aussteuer der Braut ein. Früher durften neben der Kinderwiege auch Kunkel und Spinnrad nicht fehlen. Zur Hochzeitsfeier ladet in den benachbarten Ortschaften ein „Hauzichläder" (Hochzeitläder), der als Abzeichen seiner Würde Kamisol oder Juppe, mit langen roten oder blauen Bändern geziert, trägt. Der Hochzeitmorgen wird eingeleitet durch gewaltiges Schießen. Zuerst versammeln sich die Verwandten und ledigen Buben und Mädchen zur „Morgensuppe" im Haus des Bräutigams und in dem der Braut. Der Schmaus, an dem auch Nachbarn und Kinder teilnehmen, besteht in Fastnachtsküchlein, dicken Kuchen, Kaffee und Wein; das zum Backen der Küchlein nötige Material bringen Tags zuvor die Bäuerinnen des Orts zum Geschenk. Ist die Braut von einem fremden Ort gebürtig, so wird sie vom Bräutigam und dessen Kameraden auf Leiterwägen abgeholt, andernfalls wird sie von den jungen Leuten des Orts und ihren Gespielinnen ins Haus des Bräutigame begleitet. Dort bekommt jeder Hochzeitsteilnehmer ein Sträußchen an die Kleider geheftet. Früher wurde der Zug ins Haus der Braut und von dort zur Kirche mit Musik begleitet. Auch wurde vor dem Wirtshaus, in dem das „Hauchzicheß" (Hoch- zeitesscn) stattfand, vom Lehrer eine Abdankung (Hochzeitswunsch) gehalten; dann wurde das Brauttuch herausgetanzt. Wer es erhaschte, hatte die Ehre, mit der Braut tanzen zu dürfen. Diese Sitte gab sehr oft Anlaß zu Streitereien, weshalb sie nach und nach in Abgang kam. In früheren Zeiten wurde statt des Tanzes um das Brauttuch das Springen um die Henne schon vor dem Hochzeitsgottesdienst vorgenommen. Ein Vogtbefehl (Erlaß des Obcramts Calw) unter Herzog Karl I78Y ordnete an, daß es vor der Kirche zu unterlassen und erst nach derselben erlaubt sei, „weil dadurch alle Andacht in der Kirche verstört, auch Anfang zu Völlerei und sonstigen Dingen gemacht werde." Der Hoch- zeitözug wird durch zwei Paar „Gschpiela und Gsella" (Brautjungfern und Brautführer) eröffnet. Dann folgen der „Hauchzeiter" und die „Hauchzeitere" (das Brautpaar), sodann die „Hauchzichvadder" und „Hauchzichmudara" und die Verwandten, endlich die Gäste. Die Gäste tragen einen Strauß ohne Band, die Verwandten einen solchen mit weißem Band. Von der Kirche geht der Hochzeitszug unter Pistolenschüssen der ledigen männlichen Jugend ins Gasthaus. Voran gehen die „Gespielen und Gesellen" (Brautführer), dann folgt das Brautpaar. Früher trugen die Gespielinnen und die Braut einen kronenartigen Kopfputz, eine sogenannte Schappel, von bunten Glasperlen, oder (z. B. in Martinömoos) einen Strohhut mit riesigem, flachem Rand. Im Wirtshaus wird dann der Hochzeitsschmaus eingenommen. Die zum Essen besonders geladenen Gäste setzen sich an den Hochzeitstisch. Was an diesem verzehrt wird, bezahlt das Brautpaar; die übrigen Gäste begleichen ihre Zeche selber. Aus jedem Hause im Dorfe sowie von allen umliegenden Ortschaften stellen sich im Laufe des Tages oder Abends Gäste ein. Während des Hochzeitsmahles geht das Brautpaar, jedes mit einer Flasche Wein, die mit