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Geschenk ins Kopfkissen (früher meist einen Taler). In den Gäuorten ist es Sitte, daß die Kindbetterinncn Z —4 Wochen lang von ihren Verwandten ein Mittagessen, bestehend in H 2 Pfund Rindfleisch und Suppe, erhalten; auch Wein und Backwerk. Die Dote brachte zuerst 8 Wecken, andere Bekannte 2 bis 4. Ebenso brachte die Dote zwei mal je zwei Pfund Fleisch.
Der erste größere Ausgang der Wöchnerinnen gilt dem Besuch der Kirche; abergläubische Frauen glauben, das Gebiet ibres Hofes (Hofraite) vorher nicht überschreiten zu dürfen.
II. Hochzeit.
Eine Hochzeit bildet für alt und jung ein hochwichtiges Ereignis, wobei mancherlei Gebräuche cingehalten werden, von denen man sonst im Lande nichts mehr weiß. Hat sich ein Paar entschlossen, den Bund der Ehe miteinander einzugehen, so wird dies bekräftigt mit dem „Handstreich", soviel als Verlobung oder Eheverspruch. Nun wird der „HeiratStag" festgestcllt, worunter aber nicht der Tag der Heirat zu verstehen ist; vielmehr wird am HeiratStag zwischen den beiderseitigen Verwandten über das mitzubringende Vermögen, die Aussteuer und das Ausgeding der „Ausdingleute" verhandelt. Unter letzterem versteht man die Gesamtheit alles dessen, was sich der seitherige Inhaber des Bauernhofes von dem jungen Ehepaar, das den Hof übernimmt, „ausdingt" (ausbedingt) oder liefern läßt. Was da alles an die „Ausdingleute" abgcliefert werden muß, ersehen wir aus einem Gedicht, von dem folgende Stelle angeführt sei:
„Endlich ist der Handel aus ond de Ionge Hof ond Haus ond olstaused Mark vorschriewe, ond am Frieder send no blicwa siewa Morge schöane Wald.
AuSgmacht ischt, er soll no bald
mit sei'm Weib ins Stüwle gauh
ond soll von de Ionge hau
zum Ausdeng 6 Zentner Koarn,
drei dahcnte, drei davoarn,
jedes Jahr; no kommet weiter
siewa Meter forchne Scheiter,
achzig Pfond Sausloasch, nei Pfond Flachs,
hundert Eier, drei Pfond Wachs,
Zuadem hundert Häuptla Kraut
ond a halbe Ochsahaut, jährlich siewa Meter Zwillich, jede Tag zwca Liter Milich, Butter en der Woch a Pfond, daß ma cn der Veschberstond s'Brot net grad muaß trucka essa, zletzta Hot ma au rauSgmessa von deam no da vierta Toal, was all Obstböm biatct foal, gleicherweis von de Grombira.
Daß hat kenna ncamad stiere später rom an dena Sacha, loßt ma älleS schriftlich mach«. d'Hauptpersona heul ganz z'lehscht ihare Name dronter g'scht."
G. Hummel.
Trotz schriftlicher Abmachungen werden diese Lieferungen nicht immer zur Zufriedenheit der Ausdingleute ausgeführt, so daß es nicht zu verwundern ist, wenn ein vormals reicher Bauer, der nur auf das Wohlwollen seines Nachfolgers angewiesen ist, in die Klage auebricht: „Des ist a Narr, der vor seim End Geld und Guat geiht aus de Hend, denn für sei Schaff« ond sei Spara, do derf er Ondank bloß erfahr«!"