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von Farben für die Calwer Zeughandlungskompagnie, die Saffianlederfabrik und die uralte, interessante Löffelschmiede, die alle drei am Schweinbach lagen. Mit dem Ende des Repsbaus ging auch die Ölmühle bei Calw ein, nach einem Ölmüller Andreas jetzt noch Ölenderle benannt; dort wurden früher jährlich gegen 1000 Ztr. Reps geschlagen. Auch die Zündholzfabrikcn in Calw und Ostelsheim brachten es zu keiner Blüte und haben den Betrieb längst eingestellt.
Als im Jahr 1665 das Bierbrauen zur Emporbringung des Weinbaus im ganzen Lande verboten wurde, war Calw eine der 4 Städte, welchen das Bicr- sieden noch gestattet sein sollte. Von den 2O Brauereien, die vor etwa 40 Jahren existierten, sind alle eingegangen bis auf eine (Hiller zum Schiff). Im Jahre 1819 waren in Calw noch 45 Tuchmacher; jetzt hat dieses Handwerk aufgehört.
Die Stadt Calw weist auch heute noch eine blühende Industrie auf. Die „Vereinigten Deckenfabriken Calw, Aktiengesellschaft" beschäftigen in ihren beiden Fabriken auf der Insel, in und beim Guteleuthaus Z20 Arbeiter. Hergestellt werden Schlafdecken, Kamelhaardecken, Kamelhaarstoffe, Schuhstoffe und dergl. In Nagold besitzt die Firma ein Zweiggeschäft (das Guteleuthaus zwischen Calw und Hirsau war früher ein Krankenhaus für „Sondersieche", d. h. Leute, die mit einer ansteckenden Krankheit behaftet waren. Mitunter diente es auch als Armenhaus daher der Name). Die „Baumwollspinnerei Calw, G. m. b. H." beschäftigte in ihren Fabriken bei Calw (Tanneneck) und Kentheim 150 Arbeiter. Sie stellt rohweifie und melierte Baumwollgarne her. Die Fabrik bei Kentheim liegt auf der Markung Stammheim.
Ein alter Industriezweig ist auch die Fabrikation gestrickter Wolljacken. Die seit 1790 bestehende Firma Christian Ludwig Wagner, heute eine der größten und auf's modernste eingerichteten deutschen Strickwarenfabriken, versendet von hier und ihren Filialen (Wels in Oberösterreich und Ditzingen bei Leonberg) aus ihre guten und schönen Fabrikate (gestrickte Herren- und Damenwesten, Kindermäntel, Sportartikel u. s. f.) in alle Weltteile. Die Firma wirkt durch Beschäftigung zahlreicher Hausindustrie besonders segensreich. Sie beschäftigt etwa ZOO Arbeiter und Z50 Heimarbeiterinnen. Hervorgegangen ist sie aus einer Strumpffabrik.
Eine Besonderheit besitzt Calw in der mechanischen Kratzenfabrik von H. F. Baumann. Sie entstand aus der Vereinigung verschiedener ähnlicher Werke, besonders der Kratzenfabrik von Dörtenbach u. Schauber. Beschäftigt sind gegen 70 Arbeiter. Es ist die einzige Fabrik dieser Art in Württemberg. Die Zigarrenfabrik „Heinrich Hutten Nachfolger" (Besitzer Hippelein und Wagner) beschäftigt 60— 100, die Holzwarenfabrik von Blanck und Stell, die Holzwolle, Linoleumrollen und Rollen für Papierfabriken herstellt, 40 Arbeiter. Die alte Wollfärbern spielte früher zur Zeit der Zeughandlungskompagnieen eine hervorragende Rolle. Sie hat sich nur noch in einem Betrieb erhalten. Zum Schluß sei noch die Turmuhrenfabrik von H. Perrot erwähnt.
In Hirsau setzt der Schweinbach 4 Werke in Bewegung: eine Schleiferei, eine Maschinenfabrik (bis 1914 ein Hammerwerk, in dem 150 Jahre lang solide Löffel angefcrtigt wurden), die Haken und Aufbänger für Bilder, Spiegel u. dergl.