Gültlingen an Althengstett vorbei nordwärts. Eine Zweigstraße zog wobl von Deckenpfronn zur Weinstraße.
Römerstraßen finden sich in unserem Oberamt keine (siehe Abhandl. über die Römer). Die bei der Besiedlung des Schwarzwaldes erwähnte Weinstraße zwischen Enz-Nagold war bis zum Jahre 1776 eine Hauptverkehrsstraße des Calwer Waldes. Die Klosterwagen Hirsaus, beladen mit dickleibigen Weinfässern aus Baden und dem Elsaß, die StaatSkaroffen der württembergischen Herzöge, die von ihren Iagdschlößchen Naislach und Hofstett aus auf Wildschwein, Hirsch und Auerhahn pirschten, Langholzwagen mit den Riesentannen der unermeßlichen Forste, Wagen mit Holzkohle, Pech, Pottasche, Kienruß und Harz und vor allem auch die Eisenkarren des Neuenbürger Bergwerks benützten die einsame, weltabgeschiedene Straße. Dann und wann findet man heute noch längs der Weinstraße «in Stück Glaskopf, Neuenbürger Eisenerz, >das zur Verhüttung nach Friedrichstal bei Freudenstadt geführt wurde. Das Begehen der Straße bietet keinen besonderen Genuß, Aussicht ist keine zu erwarten; der einförmige Wald ist infolge des moorigen Untergrundes etwas dürftig.
Außer der gepflasterten Weinftraße waren früher fast alle Wege im Gebiet des Calwer Waldes unpassierbar, die gepflasterten Steigen geradezu lebensgefähr- »ich. Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts konnten die Wirte ihren Wein kaum an Ort und Stelle bringen. Im Jahr 1664 schickte der Herzog Eberhard III. einen Feuerbacher Bürger ins Bad nach Teinach. Wegen des harten Weges sei er „ziemlich am Leibe verschottelt in Teinach abgeladen worden". Auf seiner Heimreise wurde er „durch das Bockheln und Rumpeln der Fuor also zugerichtet, daß er nach seiner Ankunft alsbald gestorben ist". Erst Herzog Karl Eugen richtete fein Augenmerk hauptsächlich auf die Verbesserung der Landstraßen und die Markierung der- selben durch Obstbäume. Merkwürdigerweise fand er bei den einzelnen Ämtern nicht das geringste Entgegenkommen, weil sie die Kosten der Verbesserung scheuten. Als Landtagsbeschwerde brachte die Calwer Amtsversammlung im Jahr I7Z9 folgendes vor: „Das angefangene sehr große Werk neuer Wege, Straßen, Brücken und dergleichen im Lande ist bei dem damaligen verarmten Zustand und gegenwärtigen Schuldenübernahm hinauszuführen keineswegs möglich, sondern ganz ohn- erschwinglich". Zur Straßcnkasse wurde */s der bisherigen Steuer gefordert. Als dies nicht reichte, sollte noch */i« erhoben werden. Die Amtsversammlung lehnte 1778 die Forderung ab mit dem Hinweis: „sintemal die laufenden Steuern und Anlagen mit äußerster Mühe und Strenge kaum noch herauözubringen sind."
Die erste Verbesserung erfuhr die Straße von Stuttgart nach Calw. Im Jahr 1772 wurde der Weg vom Hasenberg bei Stuttgart bis an die gepflasterte Steige bei Calw chansseemäßig hergestellt. Die Straße führte anfangs nicht über Vaihingen a. F., Böblingen, Döffingen, Ostelsheim, Althengstett wie beutzutage, sondern über Magstadt, Schafhausen, Ostelsheim, Althengstett. Im Jahr 1846 bis 1848 wurde zwischen Ostelsheim und Althengstett eine neue Strecke gebaut, 1910-12 trat an Stelle des steilen Aufstiegs aus dem Nagoldal auf die Altheng- ftttter Höhe eine neue, bequemere Steige.