Zum Brennen der Kohläcker (Aschendüngung) wurden bis 1782 von den Forstämtern „Reisschotten" (Reisig und Anbruchholz) abgegeben. Die Förster gaben infolge Bestechung oft gutes Holz her, so daß die Bauern noch Sägklöhe daraus gewannen. Arme FlößerschaftStaglöhner erhielten gegen eine kleine Abgabe Holz zur Herstellung von Pfählen, armen Leuten wurde verdorbenes Hol; zur Gewinnung von Kienöl, Wagenschmiere, Teer und Pech überlasten, auch durften sie unentgeltlich Stöcke roden. Aus dem „Gerechtigkeitswald" in Simmozheim, angeblich Stiftung eines Klostersräuleins von Frauenalb, erhielten seither die Bürger große Nutzungen, so 1919 5 in Brennholz, 50 Reisigwellen und 1000 Bargeld aus dem Stammerlös. Jetzt sollen 5558 des Reinertrags zur Deckung der Gemeindelasten in die Gemeindekaste fließen.
Der Erlös der Gemeindewälder wurde ursprünglich unter die Lehensbauern verteilt. Sie hatten alle Rechte, aber auch alle Lasten wie Vorspann, Flecken schaden, Fronen. Später bekamen nach langen Kämpfen auch die Taglöhner Anteil an den Bürgernutzungen und mußten einen Teil der Lasten übernehmen. Gewöhnlich erhielten zwei Taglöhner soviel wie ein Bauer.
Die Bewohner der Ämter Calw und Zavelstein sowie die Stadt Bulach hatten das Recht, je einen Abgeordneten auf den Landtag zu entsenden. Dieser wurde aber nicht durch allgemeines Wahlrecht bestimmt, sondern nur von den Mitgliedern der Amtsversammlung beauftragt, deren Wünsche und Beschwerden zu vertreten. Von sich aus konnte er nicht entscheiden; er war an die Vollmacht („Gewalt") gebunden, die er von der Amtsversammlung hatte. Oft wurde auch kein eigener Abgeordneter entsandt, sondern aus Sparsamkeitsrücksichten ein Prälat mit der „Gewalt" betraut.
36. Die Lanästratzen.
Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war es mit den Verkehrswegen im Calwer Amt wie überall überaus schlecht bestellt; heutzutage kann wohl kein anderes Oberamt bessere und schönere Straßen aufweisen als das unsrige.
Wohl die älteste Straße unseres Bezirks ist die Ochsenstraße, ein vorkeltischer Höhenweg, der von dem Jägerberg bei Althengstell und von hier in die Nähe von Ostelsheim mit Fortsetzung über Dätzingen-Döffingen nach Sindelfingen zieht. Für den Verkehr kommt er kaum mehr in Betracht; er dient nur noch als Feldweg. Dagegen ist die Höhenwanderung wegen der landschaftlichen Reize (blumenreiche Heiden, prächtige Fernsicht) sehr lohnend. Die Herstellung dieser Straße war höchst einfach; war die dünne Bodenschicht abgefahren, so bildete der fast nackt zu Tage tretende Muschelkalk eine natürliche Pflasterung. Ein uralter Höhenwg führt auch von Deckenpfronn zur „Weinstraße" westlich von Ge- chingen, von hier aus hinauf zum Jägerberg, überquert die Ochsenstraße und den Forsttunnel und zieht Möttlingen zu. An manchen Stellen ist er überackert und kaum mehr zu erkennen. Als Hauptverbindungsweg in vorgeschichtlicher Zeit können wir wohl die Strecke Hirsau, Dätzingen, Döffingen, Sindelfingen annehmen, als Nord-Südverbindung l. Aidlingen-Ostelsheim, 2. Weinstraße von