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die Stadt ein, freudig begrüßt von der begeisterten Volksmenge. Am nächsten Tag zogen die Truppenteile (1900 Mann) weiter nach Leonberg. In Stammheun und anderen Orten wurde zu Ehren der heimgekehrten Gemeindekinder rin Festesten veranstaltet, auch würbe jedem Soldaten ein Geldstück gegeben. In Calw verzichteten fünf Sechstel der Einwohner großmütig auf die Quartiergelder zugunsten des württembergischen Invalidenfonds und der einheimischen Kriegsteilnehmer, die dazu beigetragen hatten, den Frieden zu erringen und wieder ruhige, sichere Zustände herbeizuführen. Die Namen der Krieger wurden auf Gedenktafeln verewigt.
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1. Anbauflächen.
Das Oberamt Calw umfaßt eine Fläche von 52 000 Hektar. Der landwirtschaftlichen Nutzung dienen 12 400 Hektar, etwa 58 v. H. Die größte angebaute Fläche hat Stammheim (1000 Hektar), die kleinste Ernstmühl (9 Hektar). Die Markungen der Gäuorte bestehen meist zu zwei Dritteln aus Ackern und Wiesen, die des Calwer Waldes zu zwei Dritteln aus Wald. Ursprünglich wurden nur die fruchtbareren Böden des mittleren Muschelkalks angebaut. Die zunehmende Bevölkerung war später genötigt, auch die besseren Stücke des oberen Muschelkalks (Egarten ober Agezen) in Kultur zu nehmen, um ihnen noch etwas Roggen, Esper, Linsen und Kartoffeln abzugewinnen. Im Laufe der Zeit wurden sogar die Allman- den, die ursprünglich zur Weite dienten, für den ärmeren Teil der Bevölkerung nutzbar gemacht ober gleichmäßig an die Bürger vergabt, teilweise auch verkauft, so z. B. in Dachtel im Jahr 1797 zur Aufbringung der französischen Kriegskosten- cntschädigung. Das Fleckenbuch von Möttlingen meldet vom Jahr 1625: „Es ist ber Gemeind Meinung, diejenigen, so ein Hanfland, Krautgart oder ein halber Morgen Acker in einer Zwelg mangelt, Macht haben sollen, eins umzubrechen, aber nicht weiter, oder es soll ihnen verwüstet werden." 1757 wurden der Gemeinde Unterhaugstett 56 Morgen Wald zum Fruchtbau eingeräumt. Dafür sollen die neuen Besitzer der Kellerei Lrebcnzell „von allem, was der Halm trägt", 2 Simri Landachtfrucht geben.
Vor bem dreißigjährigen Krieg war die Ackerfläche teilweise größer als jetzt, wenigstens in den Gäuorten. In manchen Wäldern sehen wir heute noch Stein- riegel, die auf früheren Ackerbau Hinweisen. Auf dem Calwer Wald liegen die Acker meist im Gebiet des oberen Buntsandsteins; der wenig fruchtbare mittlere Buntsandstein bleibt dem Wald überlasten. Die Täler dienten früher fast ausschließlich dem Wiesenbau. Im Teinach- und Nagoldtal treffen wir an den Hängen auch Acker an, die vorzugsweise dem Kartoffelbau dienen und nur mit der Haue bearbeitet werben können. Seit der Einführung des Kunstdüngers wurden auch auf den Höhen Wiesen angelegt und dafür vielfach die abgelegenen „Wästerwiesen" im schattigen Talk aufgegeben uno mit Tannen oder Fichten bestockt. In früheren